In meinen Anfängen hatte ich ein nettes Ehepaar mit Lulu im
Training. Lulu war seltsamerweise ein Rüde, eine sehr- sagen wir extravagante
Mischung aus Fell und Zähnen, die optisch Richtung Seidenhuhn, erzieherisch
eher in Richtung halbseiden ging. Problem gab es eigentlich keins, bis auf dass
Lulu eben nicht hörte. Und biss. Und nicht stubenrein war. Und einfach weglief…
Das Ehepaar Lechner erzählte mir in ersten Stunde bereits
alle Schandtaten des Hundes und dass ein Nachbar jetzt sogar mit einer Anzeige
gedroht hätte, deshalb hätten sie auch den Hundetrainer gewechselt. Laut meiner
Kollegin, so Herr Lechner, wäre Lulu nämlich viel zu dominant und er solle das
als Alphatier dadurch abstellen, dass er beim Spaziergang immer wenn der Hund
markiert, darüber pinkelt.
Ungläubig starre ich Herrn Lechner an und pruste dann los: „Das
hätte als Strafe vielleicht funktioniert, wenn Sie „Kärcher“ heißen würden,
sich ausschließlich von Kaffee ernähren würden und mitten auf den Hund
gepinkelt hätten!“ Ich schüttelte den Kopf über diese Trainerin und erklärte
noch andere ihrer Irrlehren, bevor wir mit dem Training begannen. Nämlich zum
Beispiel, dass Lulu gar kein Wolf ist und auch nicht von uns angeknurrt werden
muss, sonst müssten alle Reiter wiehern und Bauern grunzen.
Das Training startete mit einer ganzen Reihe an
Alltagsstrukturierungen, wie regelmäßigen Spaziergängen, festen Regeln und einer
Schleppleine. Lulu Lechner war begeistert bei der Sache und gab sein Bestes,
Mama und Papa Lechner leider nicht- die hätten lieber ne Packung Kommicillin inklusive
Bleibplatzzettel und vielleicht noch ne Tube Stehpanthen gekauft und diese
Sache mit dem täglichen Üben bleiben gelassen.
Wir kamen also schnell an einen
Punkt, an dem ich sagen musste, dass es ohne ihr Engagement nicht weitergeht. „Wir rufen Sie dann wieder an, vielen Dank.“, war Lechners
Antwort. Lulu Lechner knurrte beim Einsteigen und schnappte nach Herrchen. Ich
fühlte mich so benutzt-hatte Lulu eigentlich meine Nummer?? Ne, falsche Story,
Entschuldigung. Aber Ihr kennt ja mittlerweile meinen morgendlichen Hang abzuschweifen.
Aber Lechners riefen tatsächlich an! Drei Jahre später- ich
hatte mittlerweile geheiratet, war umgezogen und hatte meine Hundeschule stark erweitert, auch eine
Pension angeschlossen und sogar einen extra „Firmenwagen“ mit tollem Logo und
so. Lulu Lechner wollte also wieder ins Training kommen, sehr schön. Wir
vereinbarten einen Hausbesuch, denn anscheinend hatte sich das Beißproblem böse
verschlechtert.
Schon in der Tür merkte ich, dass Lechners mich nicht zu
erkennen schienen- hm, naja, ich hatte ja auch meinen Namen geändert und etwas
abgenommen, neue Haare und so- egal, es gab jetzt Wichtigeres, denn Lulu
Lechner hatte sich in meiner Lederhose verbissen. Im Wohnzimmer angekommen
hatte dann aber zumindest Lulu mich erkannt und kam plötzlich fröhlich wedelnd
auf meinen Schoß.
Lechners waren verdutzt. „Das hat er bei den anderen
Trainern nie gemacht!“, freute sich Frau Lechner. „Die waren ja auch alle
unfähig.“, murrte er dagegen. Auf meine Frage, was sie denn in der letzten Zeit
so im Training unternommen hätten, begannen sie zu erzählen:
„Also erst waren wir
bei einer, die hat uns geraten Lulu immer anzuknurren und über seine
Pipistellen zu urinieren, das ging ja noch, das half am Anfang ja auch. Bis zu
dieser Anzeige vom Hausmeister des benachbarten Kindergartens. Aber dann mussten wir ja
die Trainerin wechseln und die Neue war total unfähig. Die sagte wir müssten
auf unseren Hund drauf und nicht auf die Pipiplätze pinkeln und das würde nur funktionieren, wenn mein Mann
nur noch Kaffee trinkt. Außerdem wusste
die nichtmal, dass der Hund vom Wolf abstammt und wir sollten Lulu plötzlich
anwiehern und angrunzen…“
Seit dieser Erfahrung bewerte ich die Trainingsmethoden und
Aussagen von Kollegen erst dann, wenn ich mir selbst ein Bild darüber gemacht
habe…
Tja - daher kommt das Stille-Post-Symptom :-) es ist immer interessant was Personen gehört haben was Sie wiedergeben :-)
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