Samstag, 2. November 2013

Die Ausbildung von Hundetrainern- Zertifizierung Ja oder Nein?

Heute ein Artikel, den ich bereits vor längerem verfaßt habe:
Hundeschule, Tierpsychologe oder Hundeverhaltenstherapeut? Wer ist bei welchem Problem der richtige Ansprechpartner und wer hat die beste Ausbildung? Die Suche nach einem guten Hundetrainer ist oft ein schwieriges Unterfangen, das Angebot ist riesig, denn seit Jahren sprießen Hundeschulen aus dem Boden wie Nagelstudios–und nicht selten wäre letzteres, in Anbetracht der Kenntnisse des Betreibers, die bessere Wahl gewesen, jedenfalls aus Hundesicht. Das Angebot reicht von Hundeprofis im Fernsehen und den klassischen Hundesportvereinen über ganz normale Hundeschulen mit Kursen und Programm für jedermann bis hin zu Tierverhaltenstherapeuten und Hundepsychologischen Praxen. Aber wo sind wir wirklich in guten Händen?

Kritik aus den eigenen Reihen
Ich bin selbst Hundetrainerin und noch bevor ich überhaupt ein Wort für diesen Artikel geschrieben hatte fragte mich ein guter Freund, ob ich als „Betroffene“ überhaupt objektiv genug sei um die Ausbildung von Hundetrainern-also auch meine eigene-kritisch zu beschreiben. Ich denke, ich halte es einfach wie immer und schreibe die Wahrheit-die objektive Interpretation überlasse ich Ihnen als Leser, denn Sie sind diejenigen, die ihre Schlüsse ziehen müssen. Welchen Trainer würden Sie Wählen? Wen würden Sie weiterempfehlen? Und welchem Trainer würden Sie Ihren Hund anvertrauen? 

Ich kenne dieses Problem gut, denn auch ich habe einmal als ganz normaler Hundebesitzer angefangen, der eine gute Hundeschule suchte. Mein persönlicher Weg zur Hundetrainerin führte über unzählige Fortbildungen, Seminare, Bücher, Praktika und auch ein Studium. Bei meiner Arbeit stand ich oft großer Skepsis, vielen Fragen und der Notwendigkeit mich immer wieder zu beweisen gegenüber- „Ist das Ihr richtiger Beruf, oder machen Sie das nur nebenbei?“, „Haben Sie denn eine Ausbildung?“, „Haben Sie denn auch Erfahrung mit dieser speziellen Rasse?“, „Nach welcher Methode arbeiten Sie denn?“ oder „Kommen Sie denn auch mit schwierigen Hunden zurecht?“ sind die häufigsten Fragen. 

Genau diese Skepsis der Hundehalter ist berechtigter denn je, denn nicht hinter allen wichtig und seriös klingenden Titeln der Vertreter meiner Branche verbirgt sich auch wirklich Kompetenz und ein guter Trainer. Wir Hundetrainer sollten uns deshalb zusammen tun und das machen, was wir am besten können: Kritik üben! Aber zur Abwechslung an uns selbst, unserer Ausbildung und unserem Fachwissen. Wir sollten endlich Wert darauf legen eine fundierte Ausbildung zu erhalten und ernstzunehmende Prüfungen abzulegen, an denen sich Hundehalter orientieren können, anstatt uns immer wichtigere Berufsbezeichnungen auszudenken und uns wertlose Diplome und Zertifikate an die Brust zu heften. Wir sollten freiwillig und in unserem eigenen Interesse, aber vor allem auch im Interesse der Hunde und ihrer Halter Wert auf die Qualität unserer Ausbildung und den entsprechenden Nachweis legen.

Zum Hundetrainer berufen?-von Hausfrauen und Tierfreunden
Als ich klein war, wollte ich immer etwas „mit Tieren“ werden. Ich war schon immer ein großer Tierfreund, zerrte den Dackel meiner Tante hinter mir her, rettete Mäuse, züchtete Ameisen in meinem Zimmer und verbrachte viel Zeit mit meinem „Leih-Hund“ im Wald um Dinosaurier aufzuspüren und neue, noch unbekannte, Tierarten zu entdecken. Zuhause hatte ich erst ein Kaninchen, dann Meerschweinchen-Wahnsinn. Aber irgendwie nicht so sehr interaktiv wie man sich das von Hunden wünscht-lag vielleicht daran, dass es keine Hunde waren. 

Qualifizierte mich das bereits? Eigentlich ja, denn selbst dieser Erfahrungsschatz würde erschreckenderweise ausreichen um mich später Hundetrainerin nennen zu dürfen. Ich arbeitete als Teenager auf Bauernhöfen und Reiterhöfen, was mich meinem Ziel nicht näherbrachte, denn selbst nach all der Schufterei mit den Tieren hätte ich mich noch nicht einmal einfach Tierpfleger nennen dürfen, denn dafür braucht man eine staatlich anerkannte Ausbildung-wenn man dagegen nur aggressive Hunde, die neben einer Grundschule wohnen, trainiert nicht.

 Jede gelangweilte Hausfrau kann nach gescheitertem Töpferkurs Hundetrainerin werden, was auch ein häufiger Nebenverdienst zu sein scheint. Diese Gattung ist neben dem Tierfreund wohl der häufigste der schlechten Beweggründe. Aus meiner Tierliebe und meiner später auch noch durchlebten Hausfrauenphase sollte jedenfalls ein richtiger Beruf werden und so verfolgte ich den Plan Trainerin zu werden weiter, allerdings nahm ich einem geschlechtstypischen Umweg über die Pferde. 

Bei vielen von uns reifte der Gedanke Hundetrainer zu werden über das Hobby, die Erfahrungen mit eigenen und die Liebe zu Tieren im Allgemeinen oder eben fehlende Perspektiven. Leider denken viele, das wäre bereits Qualifikation genug- das ist es nicht, denn Tierliebe und ein gutes Händchen sind zwar eine Voraussetzung, ersetzen aber keine Ausbildung.

Hundetrainer werden-von der Fähigkeit der Selbsteinschätzung
Endlich erwachsen geworden hatte ich nun einen eigenen Hund und eine Ausbildung zum Pferdewirt im Visier. Nach langen Praktika verwarf ich diesen Wunsch wieder, denn mein Ziel war es nicht möglichst viele Schleifen auf Turnieren zu gewinnen, ich wollte etwas bewirken und wirklich helfen. Immer öfter wurde ich angesprochen wie brav mein Hund ist und wie gut er hört, also übte ich auch mit fremden Hunden ab und zu.

 Mittlerweile hatte ich mehrere eigene Pferde und Hunde, gab Reitunterricht und bildete junge Pferde aus. Das neue Ziel stand aber schon lange fest, ich wollte Hunde trainieren und Verhaltensprobleme korrigieren. Von hier an begann eine aufregende und aufreibende Zeit, denn ich wollte es richtig machen und begann mit der Suche nach einer Hundeschule für mich und meine Hunde, um mein erzieherisches Können langsam auf fundierte Beine zu stellen. Denn eigentlich wusste ich nicht viel, außer wie man es anstellt dass die eigenen Hunde lieb und brav sind.

„Hundetrainerin“ habe ich mich vorsichtshalber trotzdem schon mal genannt, klingt ja auch gut. Bereits ein geringer Erfahrungsschatz verleitet oft dazu professionell mit Hunden zu arbeiten. Selbstkritisches Überprüfen der eigenen Fähigkeiten und eine realistische Einschätzung des eigenen Wissensstandes sollte - gerade für einen Trainer - eine Selbstverständlichkeit sein, denn wer selbst aufgehört hat zu lernen kann auch niemals ein guter Lehrer sein. Das sollte auch ich noch lernen.

Stachelhalsband und Stechschritt-die Wahl der Hundeschule
Meine Suche nach der richtigen Hundeschule war ernüchternd. Der erste Versuch war ein Schäferhundeplatz, denn ich hatte einen 40 Kilogramm schweren Schäfer-Berner-Sennenhund Mischling Namens Maxx. Der Hund war zu diesem Zeitpunkt acht Monate alt und ganz gut erzogen. Er lief Fuß, mit und ohne Leine, beherrschte alle wichtigen Kommandos sicher und konnte jede Menge Tricks. Wie immer trug er nur ein cooles Lederseilchen als Halsband und Kurzleine als ich zur Gruppenstunde kam, mehr brauchte ich als „Spitzenhundetrainer“ ja nie. 

Maxx machte alles gut mit und ich war sehr zufrieden. Mein Trainer, aber anscheinend nicht. Er rief mich aus der Gruppe und teilte mir mit, dass das ja alles nicht schlecht wäre, aber so eine kleine Frau könne so einen großen Rüden im Ernstfall ohne ordentliches Halsband gar nicht halten. Ich solle in die Stadt fahren und Leine und Stachelhalsband besorgen, dann könne ich gern wiederkommen. Das war mein erster und letzter Besuch in dieser Hundeschule. 

Von diesem Tag an waren Trainingsplätze dieser Art für mich ein rotes Tuch, wäre ich aber etwas kritikfähiger gewesen hätte ich auch hier-das Stachelhalsband mal ausgenommen-eine Menge lernen können. Auch Kollegen, deren Methoden nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen, haben interessante Trainingsansätze, wobei man lange nicht alle akzeptieren muss. Eine der wichtigsten Eigenschaften von guten Hundetrainern ist, dass sie viele verschiedene Methoden und Ansätze studieren, um immer wieder neue Anregungen zu bekommen und seine eigene Arbeitsweise überdenken und perfektionieren zu können.

Wattebäuschchen als Alternative-die Entdeckung des anderen Extrems
Auch der nächste Versuch mit meinem Saarloos-Welpen war nicht sonderlich von Erfolg gekrönt. Ich besuchte eine Welpengruppe, wo die Hunde alles „gewaltfrei“ lernen sollten. Es gab jede Menge Spielzeug für die etwa 20 Welpen, die Trainerin war sehr aufgeschlossen und erklärte viel. In der zweiten Stunde ging es dann mit dem ganzen wilden Trupp vierbeiniger Zwerge raus auf eine Wiese im Industriegebiet. 

Die Welpen spielten und tobten und wir Hundebesitzer standen in einem Grüppchen etwa zehn Meter entfernt. Die erste Übung hieß Abrufen. Alle sollten stehen bleiben und gleichzeitig solange rufen bis der Welpe kommt. Ich fragte, nachdem alle anderen 10 Minuten lang ohne jeden Erfolg gerufen hatten, ob die Welpen durch diese Übung nicht vielmehr lernen würden, dass das Rufen keine Bedeutung und Konsequenz hätte. Sie meinte, die würden das schon lernen wenn sie größer sind und dass alle irgendwann kämen, wenn sie müde wären. 

Diese Erklärung schien mir in Anbetracht der nahen Straße ziemlich unsinnig und als sich tatsächlich ein Auto näherte ging ich auf meinen spielenden Welpen zu, rief ihn einmal und warf ein kleines Alu-Kettchen neben ihn, als er nicht sofort reagierte. Durch das Klirren aus dem Spiel gerissen, rannte er sofort freudig zu mir und holte sich sein Leckerchen ab. Meine Trainerin sah das und bat mich solch grobe und nicht tierschutzgerechte Methoden in ihrer Stunde bitte zu unterlassen-oder mir eine andere Welpengruppe zu suchen. 

An diesem Punkt beschloss ich, dass ich persönlich das Werfen eines Kettchens für tierschutzgerechter und weniger grob halte als meinen Hund unter Umständen in ein Auto laufen zu lassen.
Ich hatte dummerweise das große Pech als Neuling direkt an die beiden Extreme zu geraten. Heute kenne und schätze ich die Arbeit vieler Kollegen, ich habe aber auch gelernt, dass Extreme und festgefahrene Ansichten nie ein guter Leitfaden sind.

Hundetrainer- ausgebildet oder eingebildet?
Wie kommen diese großen Gegensätze und all diese unterschiedlichen Methoden zustande? Das Problem ist, dass es in Deutschland keine geregelte Ausbildung zum Hundetrainer, keine einheitliche Prüfung und auch keine Vorschriften gibt um diese Berufsbezeichnung zu führen. Jeder, der möchte darf mit Hunden arbeiten und ist selbst dafür verantwortlich wie, wie viel und welches Wissen er sich aneignet. Neben all den wirklich guten und engagierten Hundetrainer-Kollegen gibt es auch viele, deren Labrador Retriever Stöckchen holt und noch nie gebissen hat-deshalb eröffnen sie eine Hundeschule, um ihr grandioses Wissen über leicht erziehbare Hunde und Stöckchen werfen an ihre unkritische Kundschaft weiterzugeben. 

Oft richten schlecht ausgebildete Hundetrainer großen Schaden an, auch wenn sie sich von „schwierigeren“ Fällen fernhalten. „Nur“ Welpen-und Beschäftigungskurse abzuhalten vermindert die Gefahr, die von unqualifiziertem Unterricht ausgeht nicht, denn vor allem in der Entwicklungsphase von Welpen kann eine falsche oder fehlende Einwirkung zum Beispiel bei Mobbing tiefe Störungen verursachen. Wer sich selbst und ohne sich um die entsprechende Ausbildung zu kümmern zum Hundetrainer ernennt kennt sich mit den sensiblen Entwicklungsphasen des Hundes nicht aus, denn das steht nicht auf dem Beipackzettel der obligatorischen Trainerpfeife. 

Als Hundetrainer müssen wir nicht nur wissen was „Sitz“ und „Platz“ ist, unser Beruf ist vielschichtig und fächerübergreifend. Oft sind wir für alle auftretenden Fragen der erste Ansprechpartner. Zeugt es von Verantwortungsgefühl Wissen ohne eine eigene Ausbildung vermitteln zu wollen? Reicht es wirklich aus mit Hunden aufgewachsen zu sein oder lange im Tierheim gearbeitet zu haben um sich Hundetrainer zu nennen? Ich meine nicht, auch wenn ich vor vielen Jahren denselben Fehler gemacht habe. Es ist nicht genug, denn auch mir fehlte damals Fachwissen und Erfahrung. Es gibt einen großen Unterschied zwischen Ausbildung und Einbildung und jeder, der unterrichten möchte, egal in welchem Alter und mit welcher Vorerfahrung, sollte auch eine fundierte Ausbildung machen.

Titelwahn und Kundenfang-von Hundetrainern und Tierverhaltenstherapeuten
Was wirklich sehr abenteuerlich ist sind die vielen Titel, die sich Hundeschulen und Trainer vor den Namen schreiben, um vor Hundehaltern seriös zu wirken. An dieser Entwicklung sind die Hundebesitzer mit der oft vorhandenen Medienhörigkeit und der mangelnden Bereitschaft zu hinterfragen aber nicht ganz unschuldig. Wenn man in dieser Branche nach seinem Beruf gefragt wird und schlicht mit „Hundetrainer“ antwortet, blickt man oft in enttäuschte Gesichter. Nicht selten folgt danach die Auskunft: „Ach so, wir suchen eigentlich einen Hundepsychologen, wie der im Fernsehen.“ 

Wichtig klingende Berufsbezeichnungen machen Eindruck auf den Kunden und entsprechen ganz dem Zeitgeist. Trotzdem ist es falsch als seriöser Trainer auf diesen Zug aufzuspringen und damit Hundebesitzer noch mehr zu verwirren. Es macht schlichtweg keinen Unterschied ob jemand nach der x-ten Methode ausgebildeter und von y lizensierter Hundeverhaltenstherapeut oder nach der Wisch&Weg Methode ausgebildeter und von seiner Mutter lizensierter Laminatputzer nach Bohnerwachs ist. Beides ist keine Berufsbezeichnung und täuscht nur Kunden, die nicht die Zeit und den Überblick haben um die Wertigkeit solcher „Titel“ zu hinterfragen. 

Natürlich können solch nebulös betitelte Hundetrainer auch sehr gute Arbeit leisten-doch wenn ich als Hundehalter wählen könnte würde ich mich für den Hundetrainer entscheiden, der sich einen guten Namen erarbeitet hat und nicht für den, der ihn sich erfunden oder erkauft hat. Für die Zukunft wäre hier eine durch eine Prüfung geschützte Berufsbezeichnung wünschenswert.

Das Einmaleins für Hundetrainer-das notwendige Basiswissen
Was muss ein Hundetrainer denn wirklich wissen? Die Basis bilden Lerntheorien, Ernährung, Hundekrankheiten, Verhaltenskunde des Hundes, Tierschutz, Hunderassen, Gesetze und Richtlinien, die Fähigkeit Wissen zu vermitteln und auch die Psychologie des Menschen. Danach schrieb auch ich meinen Lehrplan und suchte mir zwei-und vierbeinigen Lehrer und Bücher zusammen.

 Praktika bei Tierärzten und bei Kollegen, jede Menge Bücher, ein später noch beschriebener Fernlehrgang und einige „echte“ Semester Biologie, endlos viele Gespräche mit Trainern anderer Fachgebiete, Seminare und Fortbildungen zu allen möglichen Themen und bei den verschiedensten Referenten-die Lernerei nahm kein Ende. Auch was ich durch Beobachten und Fragen stellen lernte war sehr hilfreich: Ich beobachtete Polizeihundeführer bei der Arbeit, Schäfer und Jäger mit ihren Hunden, Übungen auf dem Schutzhundeplatz und verschiedene Turniere, wie auch das Ausstellungswesen. Schnuppertage bei Rettungshundestaffeln und vieles mehr nahm ich auch genauer unter die Lupe. 

Aber ist das wirklich alles wichtig, um einem Hund das Laufen an der Leine beizubringen? Warum ist zum Beispiel medizinisches Wissen notwendig, es gibt doch Tierärzte? Hierzu ein Beispiel: Vor einigen Jahren lernte ich einen Hund kennen, der nach kurzer Zeit vom neuen Besitzer wieder abgegeben wurde, weil er heftig gebissen hatte. Als ich den Hund zum ersten Mal sah, war er sehr freundlich und lieb, guckte mich mit schiefgelegtem Köpfchen und einem halb zugekniffenem Auge an und wedelte mit dem Schwanz. Meine erste Frage war, ob der Hund gebissen hatte während er am Kopf gekrault wurde und so war es. Am nächsten Tag säuberte unser Tierarzt dem armen Tier unter Narkose das eitrig entzündete Ohr und behandelte es. Der Hund trägt seit dem den Kopf wieder gerade, hat beide Augen offen und beißt jetzt nicht mehr wenn er an den Ohren gekrault wird. Das war kein Fall für einen Hundetrainer, aber erkennen muss er es um zu helfen.

Hundetrainerausbildung heute-zwischen Qualität und Abzocke
Wenn sich ein Hundetrainer seine Ausbildung nicht selbst organisieren kann oder möchte hat er heute viele Möglichkeiten sich das entsprechende Wissen anzueignen. Doch es ist Vorsicht geboten, denn nicht jede dieser Ausbildungen hält was sie verspricht. Viele manchmal mehr, manchmal weniger bekannte Hundetrainer oder Hundeschulen bieten Ausbildungen für Nachwuchstrainer an, Seminare und Praxiswochen werden abgehalten und auch Fernstudiengänge mit Abschluss gibt es wie Sand am Meer. 

Vieles, was sich da Ausbildung nennt ist eher eine ausgeklügelte Methode um Geld mit ein paar Lernheftchen und Fragebögen zu machen, zahlende Praktikanten fürs eigene Unternehmen zu ergattern oder die Hundetrainer in Ausbildung später als Franchisenehmer zu melken. Hier entscheidet auch der hilfesuchende Hundehalter durch eine kritische Wahl des Trainers mit, welche Ausbildungen häufiger absolviert werden und dadurch einen guten Ruf bekommen und welche Institutionen durch ihre mangelhaften Methoden aus dem Wettbewerb ausscheiden.

Ein paar Kreuzchen und Kröten fürs Diplom
Auch ich fiel auf ein damals wenig empfehlenswertes Ausbildungsinstitut herein. Um das theoretische Hintergrundwissen zu bekommen begann ich, wie viele andere, ein Fernstudium zum Tierpsychologen mit Diplom, was sich im Nachhinein als große Fehlinvestition herausstellte. Es kostete eine Menge Geld, stellte wenig Anforderungen und ergab nach einem Multiple-Choice-Fragebogen am Ende ein Diplom, das sich gar nicht so nennen durfte. Wenigstens konnte ich auch bevor ich das Abitur nachgeholt hatte einfach anfangen, denn Zugangsvoraussetzung war der Realschulabschluss und eine Altersbeschränkung, was aber beides nie überprüft wurde. 

Das Gute an diesem ersten Versuch eine Ausbildung zu bekommen war, dass ich dabei lernte, dass ich mich selbst um eine fundierte Ausbildung kümmern musste. Die theoretischen Anregungen waren gut, nur viel zu oberflächlich und das ganze Studienmaterial, das ich damals bekam, war eher ein Inhaltsverzeichnis für ein Studium, nicht mehr. Praktisches Können war keine Voraussetzung für das Diplom und es gab auch keine Pflichtseminare. Immerhin diente diese Erfahrung als Wegweiser und den wusste ich zu nutzen.

Eine gute Investition für alle: seriöse Schulungen
Neben den vielen schlechten Fernkursen gibt es auch sehr gute Studienprogramme, die fundiertes Wissen und vor allem auch gleichzeitig Praxis vermitteln. Ausbildungen, die nur im Fernunterricht und durch das Einsenden von Fragebögen absolviert werden können sind unzureichend. Sehr vorbildlich, wenn auch nicht allein ausreichend, sind dagegen Ausbildungsprogramme mit Seminar-und Workshopangeboten zu verschiedenen Themen und mit unterschiedlichen Dozenten, Arbeitsgruppen und persönlicher Studienbegleitung. 

Eine festgelegte Anzahl an Arbeitsstunden in einer Hundeschule um zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden sollte ebenfalls zum Standard gehören. So wird sichergestellt, dass der angehende Hundetrainer seine ersten Versuche am lebenden Objekt nicht an seinem ersten hilfesuchenden Kunden durchführt, sondern unter Anleitung bereits erfahrener Kollegen. Wie ernst ein Hundetrainer seine Ausbildung nimmt zeigt oft auch, wie ernst er seine Kunden und seine Verantwortung den Tieren gegenüber nimmt. Eine gute Ausbildung kostet allerdings Zeit und Geld und das sollte Hundehaltern auch bewusst sein, wenn sie die Unterrichtskosten vergleichen und lieber einen Hundetrainer wählen, der für zehn Euro pro Unterrichtseinheit und nebenbei arbeitet.

Ausgebildet, zertifiziert und nach Methode: Das Mentor-Syndrom
Viele Hundetrainer lassen sich bei ihren Vorbildern ausbilden, arbeiten oft viele Monate oder Jahre für sie und machen sich dann langsam selbständig oder arbeiten als Franchisenehmer ihrer ehemaligen Lehrer. Positiv an diesem Ausbildungsweg ist der große Anteil an praktischer Arbeit mit Hunden, leider kommt hier häufig die Theorie zu kurz und auch die Eignung der Ausbilder ist nicht immer gegeben, auch wenn diese erfolgreich eine eigene Hundeschule führen. 

Die Ausbildung bei nur einem einzigen anderen Hundetrainer ohne weitere Einflüsse durch Seminare und Praktika ist in vielen Fällen sehr einseitig geprägt und bietet oft nicht mehr als die vermeintliche Sicherheit durch einen werbewirksamen Namen. Auf diese Weise ausgebildete Hundetrainer sollte man sich sehr genau ansehen und beurteilen, ob sie wirklich im Sinne des Hundes und nicht nur im Sinne des großen Vorbilds arbeiten. Ein besserer Nachweis der Qualifikation wären hier viele Praktika bei verschieden Hundetrainern, so stellt man sicher, dass der angehende Hundetrainer ausreichend Einblick in verschiedene Arbeitsweisen hatte und sich seine eigene Meinung bilden konnte. 

Jeder Hundetrainer sollte im Laufe der Jahre eine Arbeitsweise entwickeln, die zu ihm passt. Das sture Verfolgen fremder Konzepte zeugt weder von Flexibilität noch von sehr gutem Verständnis für Hunde oder dem nötigen Selbstvertrauen für diesen Beruf. Kein Ausbilder ist unfehlbar und jeder hat seine eigene Sichtweise, deshalb sollten angehende Trainer immer von mehreren Ausbildern lernen und sich nicht einer einzigen Methode verschreiben

Was macht einen guten Hundetrainer aus?
Ein guter Hundetrainer lässt sich natürlich nicht allein an der Art der Ausbildung und seinen Referenzen erkennen, auch wenn eine solide Grundausbildung das erste Auswahlkriterium sein sollte. Regelmäßige Fortbildungen zeugen von Kritikfähigkeit und dem Bestreben sich weiterzuentwickeln, das ist also ein guter Anhaltspunkt. Wichtig ist auch, dass der Hundetrainer eigene Ansichten vertritt, also individuell arbeitet und nicht einfach nur fremden Methoden anhängt. 

Einfühlungsvermögen und das nötige Geschick im Umgang mit Mensch und Tier ist ebenfalls elementar, aber eher der subjektiven Wahrnehmung des einzelnen Hundehalters unterworfen. Man sollte sich respektiert und gut betreut fühlen, die Atmosphäre zwischen Trainer und Halter sollte entspannt und freundlich sein, nur so kann die Zusammenarbeit auch erfolgreich sein. Es gibt im Umgang und der Ausbildung von Hunden und ihren Haltern auch keine Methode X, die als einzige optimal funktioniert. Maßgeblich sind immer die Lerntheorien und die hat keiner der Methoden-Gurus neu erfunden. Generell sollte man also kritisch sein und auch nach Alternativlösungen fragen. 

Ein zu großes Unterrichtsangebot ein und desselben Trainers sollte ebenfalls misstrauisch machen, denn das ist oft ein Zeichen für oberflächliches Training und rein profitorientierte Arbeit. Niemand würde wohl auf die Idee kommen einem Arzt zu vertrauen, der gleichzeitig als Zahnarzt, Chirurg, Psychiater und Orthopäde praktiziert. 

Die eigenen Hunde des Trainers können auch sehr aufschlussreich sein. Laufen sie immer frei auf dem Übungsgelände herum und stören den Unterricht oder sind sie immer weggesperrt ist das kein sehr gutes Zeichen. Der Hundetrainer muss seine Hunde im Griff haben ohne dass sie ängstlich wirken und sollte das, was er uns beibringen möchte auch selbst umsetzen können. 

Auf guten Hundeplätzen tummeln sich Hunde aller Rassen und Größen, denn das zeigt dass der Trainer vielseitig und geschickt auf die unterschiedlichen Hundetypen eingehen kann. Die besten Entscheidungshilfen sind das eigene Bauchgefühl beim Kennenlerntermin, die Zufriedenheit anderer Kunden und der Umgang und Ablauf während der Trainingsstunden. Hundehalter sollten immer darauf bestehen sich eine Gruppenstunde unverbindlich und ohne eigenen Hund ansehen zu dürfen, das bietet neben dem Einblick in die Unterrichtsmethode auch die Möglichkeit sich mit anderen Kunden auszutauschen. Seien Sie kritisch, stellen Sie fragen und vergleichen Sie fair und nicht nur nach Preis und Nähe zum Wohnort-so finden Sie sicher einen kompetenten und engagierten Kollegen, der Ihnen bei Ihren Problemen zur Seite stehen kann.

Licht ins Dunkel: Die Hundetrainerzertifizierung durch eine Tierärztekammer
 Zwischen all den Irrungen und Wirrungen entdecke ich auch immer wieder ganz gute Konzepte und Bemühungen, die für unseren Beruf eine große Chance sein könnten irgendwann als echter Ausbildungsberuf anerkannt zu werden und die ein einheitliches Ausbildungssystem bewirken könnten.
Allerdings sind auch sie kritisch zu bewerten, wenn sie bestimmten Instituten Sonderstellungen einräumen.

Dr. med. vet. Pasquale Piturru von der Tierärztekammer Schleswig-Holstein hat eine Sachkundeprüfung für Hundetrainer/innen in Deutschland ins Leben gerufen, um Behörden und Hundehaltern einen einheitlichen Maßstab für die Qualität von Hundetrainern an die Hand geben zu können. Dieser Prüfung kann sich jeder Hundetrainer freiwillig unterziehen und erhält bei Bestehen ein durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein erteiltes Zertifikat. 

Es dient dem Nachweis professioneller, sachkundiger und tierschutzgerechter Ausbildung von Hund-Halter-Gespannen. Dies ist der erste Schritt die Kompetenz von Hundetrainern objektiv zu vergleichen und eine fundierte Grundausbildung in allen wichtigen Fächern zu gewährleisten. Die Hundetrainer werden detailliert und anspruchsvoll schriftlich, mündlich und praktisch von einem Prüfungsausschuss beurteilt und das Zertifikat kann ausschließlich durch diese Prüfung erteilt werden, ein berühmter Name hilft da gar nicht weiter. 

Was diese Prüfung für alle richtig wertvoll macht ist, dass keine Verbandszugehörigkeit, keine spezielle Ausbildung oder Ähnliches Voraussetzung ist, woher das Wissen stammt ist unerheblich, einzig die Leistung zählt. Nachdem das Projekt in Schleswig-Holstein bereits etwa 200 bundesweit arbeitende zertifizierte Hundetrainer hervorgebracht hat, beginnen auch andere Bundesländer nachzuziehen. 

Wünschenswert wäre hier eine bundesweite Regelung mit gleichzeitigem Schutz einer Berufsbezeichnung. Im Interview erklärte mir Dr. Piturru anschaulich seine Beweggründe: „Bis vor 100 Jahren durfte jeder Zähne ziehen und man ging auf den Jahrmarkt und suchte dort jemanden, der das macht. Heute ist der Beruf Zahnarzt geschützt und verlangt eine Ausbildung. Niemand würde sich mehr auf einem Jahrmarkt behandeln lassen und ein ähnliches Ziel verfolgen wir mit unserer Sachkundeprüfung für Hundetrainer.“
Der erste Schritt ist gemacht, jetzt liegt es an uns Hundetrainern dieses Qualitätssiegel auch anzunehmen und an Ihnen als Hundebesitzer durch kritisches Hinterfragen unserer Ausbildung die seriösen Hundetrainer zu unterstützen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen