Hundeschule, Tierpsychologe oder Hundeverhaltenstherapeut?
Wer ist bei welchem Problem der richtige Ansprechpartner und wer hat die beste
Ausbildung? Die Suche nach einem guten Hundetrainer ist oft ein schwieriges
Unterfangen, das Angebot ist riesig, denn seit Jahren sprießen Hundeschulen aus
dem Boden wie Nagelstudios–und nicht selten wäre letzteres, in Anbetracht der
Kenntnisse des Betreibers, die bessere Wahl gewesen, jedenfalls aus Hundesicht.
Das Angebot reicht von Hundeprofis im Fernsehen und den klassischen
Hundesportvereinen über ganz normale Hundeschulen mit Kursen und Programm für
jedermann bis hin zu Tierverhaltenstherapeuten und Hundepsychologischen Praxen.
Aber wo sind wir wirklich in guten Händen?
Kritik aus den eigenen Reihen
Ich bin selbst Hundetrainerin und noch bevor ich überhaupt
ein Wort für diesen Artikel geschrieben hatte fragte mich ein guter Freund, ob
ich als „Betroffene“ überhaupt objektiv genug sei um die Ausbildung von
Hundetrainern-also auch meine eigene-kritisch zu beschreiben. Ich denke, ich
halte es einfach wie immer und schreibe die Wahrheit-die objektive
Interpretation überlasse ich Ihnen als Leser, denn Sie sind diejenigen, die
ihre Schlüsse ziehen müssen. Welchen Trainer würden Sie Wählen? Wen würden Sie
weiterempfehlen? Und welchem Trainer würden Sie Ihren Hund anvertrauen?
Ich
kenne dieses Problem gut, denn auch ich habe einmal als ganz normaler Hundebesitzer
angefangen, der eine gute Hundeschule suchte. Mein persönlicher Weg zur
Hundetrainerin führte über unzählige Fortbildungen, Seminare, Bücher, Praktika
und auch ein Studium. Bei meiner Arbeit stand ich oft großer Skepsis, vielen
Fragen und der Notwendigkeit mich immer wieder zu beweisen gegenüber- „Ist das
Ihr richtiger Beruf, oder machen Sie das nur nebenbei?“, „Haben Sie denn eine
Ausbildung?“, „Haben Sie denn auch Erfahrung mit dieser speziellen Rasse?“,
„Nach welcher Methode arbeiten Sie denn?“ oder „Kommen Sie denn auch mit
schwierigen Hunden zurecht?“ sind die häufigsten Fragen.
Genau diese Skepsis
der Hundehalter ist berechtigter denn je, denn nicht hinter allen wichtig und
seriös klingenden Titeln der Vertreter meiner Branche verbirgt sich auch
wirklich Kompetenz und ein guter Trainer. Wir Hundetrainer sollten uns deshalb
zusammen tun und das machen, was wir am besten können: Kritik üben! Aber zur
Abwechslung an uns selbst, unserer Ausbildung und unserem Fachwissen. Wir
sollten endlich Wert darauf legen eine fundierte Ausbildung zu erhalten und
ernstzunehmende Prüfungen abzulegen, an denen sich Hundehalter orientieren
können, anstatt uns immer wichtigere Berufsbezeichnungen auszudenken und uns
wertlose Diplome und Zertifikate an die Brust zu heften. Wir sollten freiwillig
und in unserem eigenen Interesse, aber vor allem auch im Interesse der Hunde
und ihrer Halter Wert auf die Qualität unserer Ausbildung und den
entsprechenden Nachweis legen.
Zum Hundetrainer berufen?-von Hausfrauen und Tierfreunden
Als ich klein war, wollte ich immer etwas „mit Tieren“
werden. Ich war schon immer ein großer Tierfreund, zerrte den Dackel meiner
Tante hinter mir her, rettete Mäuse, züchtete Ameisen in meinem Zimmer und
verbrachte viel Zeit mit meinem „Leih-Hund“ im Wald um Dinosaurier aufzuspüren
und neue, noch unbekannte, Tierarten zu entdecken. Zuhause hatte ich erst ein
Kaninchen, dann Meerschweinchen-Wahnsinn. Aber irgendwie nicht so sehr
interaktiv wie man sich das von Hunden wünscht-lag vielleicht daran, dass es
keine Hunde waren.
Qualifizierte mich das bereits? Eigentlich ja, denn selbst
dieser Erfahrungsschatz würde erschreckenderweise ausreichen um mich später
Hundetrainerin nennen zu dürfen. Ich arbeitete als Teenager auf Bauernhöfen und
Reiterhöfen, was mich meinem Ziel nicht näherbrachte, denn selbst nach all der
Schufterei mit den Tieren hätte ich mich noch nicht einmal einfach Tierpfleger
nennen dürfen, denn dafür braucht man eine staatlich anerkannte Ausbildung-wenn
man dagegen nur aggressive Hunde, die neben einer Grundschule wohnen, trainiert
nicht.
Jede gelangweilte Hausfrau kann nach gescheitertem Töpferkurs
Hundetrainerin werden, was auch ein häufiger Nebenverdienst zu sein scheint.
Diese Gattung ist neben dem Tierfreund wohl der häufigste der schlechten
Beweggründe. Aus meiner Tierliebe und meiner später auch noch durchlebten
Hausfrauenphase sollte jedenfalls ein richtiger Beruf werden und so verfolgte
ich den Plan Trainerin zu werden weiter, allerdings nahm ich einem
geschlechtstypischen Umweg über die Pferde.
Bei vielen von uns reifte der
Gedanke Hundetrainer zu werden über das Hobby, die Erfahrungen mit eigenen und
die Liebe zu Tieren im Allgemeinen oder eben fehlende Perspektiven. Leider
denken viele, das wäre bereits Qualifikation genug- das ist es nicht, denn
Tierliebe und ein gutes Händchen sind zwar eine Voraussetzung, ersetzen aber
keine Ausbildung.
Hundetrainer werden-von der Fähigkeit der Selbsteinschätzung
Endlich erwachsen geworden hatte ich nun einen eigenen Hund
und eine Ausbildung zum Pferdewirt im Visier. Nach langen Praktika verwarf ich
diesen Wunsch wieder, denn mein Ziel war es nicht möglichst viele Schleifen auf
Turnieren zu gewinnen, ich wollte etwas bewirken und wirklich helfen. Immer
öfter wurde ich angesprochen wie brav mein Hund ist und wie gut er hört, also
übte ich auch mit fremden Hunden ab und zu.
Mittlerweile hatte ich mehrere
eigene Pferde und Hunde, gab Reitunterricht und bildete junge Pferde aus. Das
neue Ziel stand aber schon lange fest, ich wollte Hunde trainieren und
Verhaltensprobleme korrigieren. Von hier an begann eine aufregende und
aufreibende Zeit, denn ich wollte es richtig machen und begann mit der Suche
nach einer Hundeschule für mich und meine Hunde, um mein erzieherisches Können
langsam auf fundierte Beine zu stellen. Denn eigentlich wusste ich nicht viel,
außer wie man es anstellt dass die eigenen Hunde lieb und brav sind.
„Hundetrainerin“ habe ich mich vorsichtshalber trotzdem schon mal genannt,
klingt ja auch gut. Bereits ein geringer Erfahrungsschatz verleitet oft dazu
professionell mit Hunden zu arbeiten. Selbstkritisches Überprüfen der eigenen
Fähigkeiten und eine realistische Einschätzung des eigenen Wissensstandes sollte - gerade für einen Trainer - eine Selbstverständlichkeit sein, denn wer selbst
aufgehört hat zu lernen kann auch niemals ein guter Lehrer sein. Das sollte
auch ich noch lernen.
Stachelhalsband und Stechschritt-die Wahl der Hundeschule
Meine Suche nach der richtigen Hundeschule war ernüchternd.
Der erste Versuch war ein Schäferhundeplatz, denn ich hatte einen 40 Kilogramm
schweren Schäfer-Berner-Sennenhund Mischling Namens Maxx. Der Hund war zu
diesem Zeitpunkt acht Monate alt und ganz gut erzogen. Er lief Fuß, mit und
ohne Leine, beherrschte alle wichtigen Kommandos sicher und konnte jede Menge
Tricks. Wie immer trug er nur ein cooles Lederseilchen als Halsband und
Kurzleine als ich zur Gruppenstunde kam, mehr brauchte ich als
„Spitzenhundetrainer“ ja nie.
Maxx machte alles gut mit und ich war sehr
zufrieden. Mein Trainer, aber anscheinend nicht. Er rief mich aus der Gruppe
und teilte mir mit, dass das ja alles nicht schlecht wäre, aber so eine kleine
Frau könne so einen großen Rüden im Ernstfall ohne ordentliches Halsband gar
nicht halten. Ich solle in die Stadt fahren und Leine und Stachelhalsband
besorgen, dann könne ich gern wiederkommen. Das war mein erster und letzter
Besuch in dieser Hundeschule.
Von diesem Tag an waren Trainingsplätze dieser
Art für mich ein rotes Tuch, wäre ich aber etwas kritikfähiger gewesen hätte
ich auch hier-das Stachelhalsband mal ausgenommen-eine Menge lernen können.
Auch Kollegen, deren Methoden nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen,
haben interessante Trainingsansätze, wobei man lange nicht alle akzeptieren
muss. Eine der wichtigsten Eigenschaften von guten Hundetrainern ist, dass sie
viele verschiedene Methoden und Ansätze studieren, um immer wieder neue
Anregungen zu bekommen und seine eigene Arbeitsweise überdenken und perfektionieren
zu können.
Wattebäuschchen als Alternative-die Entdeckung des anderen
Extrems
Auch der nächste Versuch mit meinem Saarloos-Welpen war
nicht sonderlich von Erfolg gekrönt. Ich besuchte eine Welpengruppe, wo die
Hunde alles „gewaltfrei“ lernen sollten. Es gab jede Menge Spielzeug für die
etwa 20 Welpen, die Trainerin war sehr aufgeschlossen und erklärte viel. In der
zweiten Stunde ging es dann mit dem ganzen wilden Trupp vierbeiniger Zwerge
raus auf eine Wiese im Industriegebiet.
Die Welpen spielten und tobten und wir
Hundebesitzer standen in einem Grüppchen etwa zehn Meter entfernt. Die erste
Übung hieß Abrufen. Alle sollten stehen bleiben und gleichzeitig solange rufen
bis der Welpe kommt. Ich fragte, nachdem alle anderen 10 Minuten lang ohne
jeden Erfolg gerufen hatten, ob die Welpen durch diese Übung nicht vielmehr
lernen würden, dass das Rufen keine Bedeutung und Konsequenz hätte. Sie meinte,
die würden das schon lernen wenn sie größer sind und dass alle irgendwann
kämen, wenn sie müde wären.
Diese Erklärung schien mir in Anbetracht der nahen
Straße ziemlich unsinnig und als sich tatsächlich ein Auto näherte ging ich auf
meinen spielenden Welpen zu, rief ihn einmal und warf ein kleines Alu-Kettchen
neben ihn, als er nicht sofort reagierte. Durch das Klirren aus dem Spiel
gerissen, rannte er sofort freudig zu mir und holte sich sein Leckerchen ab.
Meine Trainerin sah das und bat mich solch grobe und nicht tierschutzgerechte
Methoden in ihrer Stunde bitte zu unterlassen-oder mir eine andere Welpengruppe
zu suchen.
An diesem Punkt beschloss ich, dass ich persönlich das Werfen eines
Kettchens für tierschutzgerechter und weniger grob halte als meinen Hund unter
Umständen in ein Auto laufen zu lassen.
Ich hatte dummerweise das große Pech als Neuling direkt an
die beiden Extreme zu geraten. Heute kenne und schätze ich die Arbeit vieler
Kollegen, ich habe aber auch gelernt, dass Extreme und festgefahrene Ansichten
nie ein guter Leitfaden sind.
Hundetrainer- ausgebildet oder eingebildet?
Wie kommen diese großen Gegensätze und all diese
unterschiedlichen Methoden zustande? Das Problem ist, dass es in Deutschland
keine geregelte Ausbildung zum Hundetrainer, keine einheitliche Prüfung und
auch keine Vorschriften gibt um diese Berufsbezeichnung zu führen. Jeder, der
möchte darf mit Hunden arbeiten und ist selbst dafür verantwortlich wie, wie
viel und welches Wissen er sich aneignet. Neben all den wirklich guten und
engagierten Hundetrainer-Kollegen gibt es auch viele, deren Labrador Retriever
Stöckchen holt und noch nie gebissen hat-deshalb eröffnen sie eine Hundeschule,
um ihr grandioses Wissen über leicht erziehbare Hunde und Stöckchen werfen an
ihre unkritische Kundschaft weiterzugeben.
Oft richten schlecht ausgebildete
Hundetrainer großen Schaden an, auch wenn sie sich von „schwierigeren“ Fällen
fernhalten. „Nur“ Welpen-und Beschäftigungskurse abzuhalten vermindert die
Gefahr, die von unqualifiziertem Unterricht ausgeht nicht, denn vor allem in
der Entwicklungsphase von Welpen kann eine falsche oder fehlende Einwirkung zum
Beispiel bei Mobbing tiefe Störungen verursachen. Wer sich selbst und ohne sich
um die entsprechende Ausbildung zu kümmern zum Hundetrainer ernennt kennt sich
mit den sensiblen Entwicklungsphasen des Hundes nicht aus, denn das steht nicht
auf dem Beipackzettel der obligatorischen Trainerpfeife.
Als Hundetrainer
müssen wir nicht nur wissen was „Sitz“ und „Platz“ ist, unser Beruf ist
vielschichtig und fächerübergreifend. Oft sind wir für alle auftretenden Fragen
der erste Ansprechpartner. Zeugt es von Verantwortungsgefühl Wissen ohne eine
eigene Ausbildung vermitteln zu wollen? Reicht es wirklich aus mit Hunden
aufgewachsen zu sein oder lange im Tierheim gearbeitet zu haben um sich
Hundetrainer zu nennen? Ich meine nicht, auch wenn ich vor vielen Jahren
denselben Fehler gemacht habe. Es ist nicht genug, denn auch mir fehlte damals
Fachwissen und Erfahrung. Es gibt einen großen Unterschied zwischen Ausbildung
und Einbildung und jeder, der unterrichten möchte, egal in welchem Alter und
mit welcher Vorerfahrung, sollte auch eine fundierte Ausbildung machen.
Titelwahn und Kundenfang-von Hundetrainern und
Tierverhaltenstherapeuten
Was wirklich sehr abenteuerlich ist sind die vielen Titel,
die sich Hundeschulen und Trainer vor den Namen schreiben, um vor Hundehaltern
seriös zu wirken. An dieser Entwicklung sind die Hundebesitzer mit der oft
vorhandenen Medienhörigkeit und der mangelnden Bereitschaft zu hinterfragen
aber nicht ganz unschuldig. Wenn man in dieser Branche nach seinem Beruf
gefragt wird und schlicht mit „Hundetrainer“ antwortet, blickt man oft in
enttäuschte Gesichter. Nicht selten folgt danach die Auskunft: „Ach so, wir
suchen eigentlich einen Hundepsychologen, wie der im Fernsehen.“
Wichtig
klingende Berufsbezeichnungen machen Eindruck auf den Kunden und entsprechen
ganz dem Zeitgeist. Trotzdem ist es falsch als seriöser Trainer auf diesen Zug
aufzuspringen und damit Hundebesitzer noch mehr zu verwirren. Es macht
schlichtweg keinen Unterschied ob jemand nach der x-ten Methode ausgebildeter
und von y lizensierter Hundeverhaltenstherapeut oder nach der Wisch&Weg
Methode ausgebildeter und von seiner Mutter lizensierter Laminatputzer nach
Bohnerwachs ist. Beides ist keine Berufsbezeichnung und täuscht nur Kunden, die
nicht die Zeit und den Überblick haben um die Wertigkeit solcher „Titel“ zu
hinterfragen.
Natürlich können solch nebulös betitelte Hundetrainer auch sehr
gute Arbeit leisten-doch wenn ich als Hundehalter wählen könnte würde ich mich
für den Hundetrainer entscheiden, der sich einen guten Namen erarbeitet hat und
nicht für den, der ihn sich erfunden oder erkauft hat. Für die Zukunft wäre
hier eine durch eine Prüfung geschützte Berufsbezeichnung wünschenswert.
Das Einmaleins für Hundetrainer-das notwendige Basiswissen
Was muss ein Hundetrainer denn wirklich wissen? Die Basis
bilden Lerntheorien, Ernährung, Hundekrankheiten, Verhaltenskunde des Hundes,
Tierschutz, Hunderassen, Gesetze und Richtlinien, die Fähigkeit Wissen zu
vermitteln und auch die Psychologie des Menschen. Danach schrieb auch ich
meinen Lehrplan und suchte mir zwei-und vierbeinigen Lehrer und Bücher
zusammen.
Praktika bei Tierärzten und bei Kollegen, jede Menge Bücher, ein
später noch beschriebener Fernlehrgang und einige „echte“ Semester Biologie,
endlos viele Gespräche mit Trainern anderer Fachgebiete, Seminare und
Fortbildungen zu allen möglichen Themen und bei den verschiedensten
Referenten-die Lernerei nahm kein Ende. Auch was ich durch Beobachten und
Fragen stellen lernte war sehr hilfreich: Ich beobachtete Polizeihundeführer
bei der Arbeit, Schäfer und Jäger mit ihren Hunden, Übungen auf dem
Schutzhundeplatz und verschiedene Turniere, wie auch das Ausstellungswesen.
Schnuppertage bei Rettungshundestaffeln und vieles mehr nahm ich auch genauer
unter die Lupe.
Aber ist das wirklich alles wichtig, um einem Hund das Laufen
an der Leine beizubringen? Warum ist zum Beispiel medizinisches Wissen
notwendig, es gibt doch Tierärzte? Hierzu ein Beispiel: Vor einigen Jahren
lernte ich einen Hund kennen, der nach kurzer Zeit vom neuen Besitzer wieder
abgegeben wurde, weil er heftig gebissen hatte. Als ich den Hund zum ersten Mal
sah, war er sehr freundlich und lieb, guckte mich mit schiefgelegtem Köpfchen
und einem halb zugekniffenem Auge an und wedelte mit dem Schwanz. Meine erste
Frage war, ob der Hund gebissen hatte während er am Kopf gekrault wurde und so
war es. Am nächsten Tag säuberte unser Tierarzt dem armen Tier unter Narkose
das eitrig entzündete Ohr und behandelte es. Der Hund trägt seit dem den Kopf
wieder gerade, hat beide Augen offen und beißt jetzt nicht mehr wenn er an den
Ohren gekrault wird. Das war kein Fall für einen Hundetrainer, aber erkennen
muss er es um zu helfen.
Hundetrainerausbildung heute-zwischen Qualität und Abzocke
Wenn sich ein Hundetrainer seine Ausbildung nicht selbst
organisieren kann oder möchte hat er heute viele Möglichkeiten sich das
entsprechende Wissen anzueignen. Doch es ist Vorsicht geboten, denn nicht jede
dieser Ausbildungen hält was sie verspricht. Viele manchmal mehr, manchmal weniger
bekannte Hundetrainer oder Hundeschulen bieten Ausbildungen für
Nachwuchstrainer an, Seminare und Praxiswochen werden abgehalten und auch
Fernstudiengänge mit Abschluss gibt es wie Sand am Meer.
Vieles, was sich da
Ausbildung nennt ist eher eine ausgeklügelte Methode um Geld mit ein paar
Lernheftchen und Fragebögen zu machen, zahlende Praktikanten fürs eigene
Unternehmen zu ergattern oder die Hundetrainer in Ausbildung später als
Franchisenehmer zu melken. Hier entscheidet auch der hilfesuchende Hundehalter
durch eine kritische Wahl des Trainers mit, welche Ausbildungen häufiger
absolviert werden und dadurch einen guten Ruf bekommen und welche Institutionen
durch ihre mangelhaften Methoden aus dem Wettbewerb ausscheiden.
Ein paar Kreuzchen und Kröten fürs Diplom
Auch ich fiel auf ein damals wenig empfehlenswertes
Ausbildungsinstitut herein. Um das theoretische Hintergrundwissen zu bekommen
begann ich, wie viele andere, ein Fernstudium zum Tierpsychologen mit Diplom,
was sich im Nachhinein als große Fehlinvestition herausstellte. Es kostete eine
Menge Geld, stellte wenig Anforderungen und ergab nach einem
Multiple-Choice-Fragebogen am Ende ein Diplom, das sich gar nicht so nennen
durfte. Wenigstens konnte ich auch bevor ich das Abitur nachgeholt hatte
einfach anfangen, denn Zugangsvoraussetzung war der Realschulabschluss und eine
Altersbeschränkung, was aber beides nie überprüft wurde.
Das Gute an diesem
ersten Versuch eine Ausbildung zu bekommen war, dass ich dabei lernte, dass ich
mich selbst um eine fundierte Ausbildung kümmern musste. Die theoretischen
Anregungen waren gut, nur viel zu oberflächlich und das ganze Studienmaterial,
das ich damals bekam, war eher ein Inhaltsverzeichnis für ein Studium, nicht
mehr. Praktisches Können war keine Voraussetzung für das Diplom und es gab auch
keine Pflichtseminare. Immerhin diente diese Erfahrung als Wegweiser und den
wusste ich zu nutzen.
Eine gute Investition für alle: seriöse Schulungen
Neben den vielen schlechten Fernkursen gibt es auch sehr
gute Studienprogramme, die fundiertes Wissen und vor allem auch gleichzeitig
Praxis vermitteln. Ausbildungen, die nur im Fernunterricht und durch das
Einsenden von Fragebögen absolviert werden können sind unzureichend. Sehr
vorbildlich, wenn auch nicht allein ausreichend, sind dagegen Ausbildungsprogramme mit Seminar-und Workshopangeboten
zu verschiedenen Themen und mit unterschiedlichen Dozenten, Arbeitsgruppen und
persönlicher Studienbegleitung.
Eine festgelegte Anzahl an Arbeitsstunden in
einer Hundeschule um zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden sollte ebenfalls
zum Standard gehören. So wird sichergestellt, dass der angehende Hundetrainer
seine ersten Versuche am lebenden Objekt nicht an seinem ersten hilfesuchenden
Kunden durchführt, sondern unter Anleitung bereits erfahrener Kollegen. Wie
ernst ein Hundetrainer seine Ausbildung nimmt zeigt oft auch, wie ernst er
seine Kunden und seine Verantwortung den Tieren gegenüber nimmt. Eine gute
Ausbildung kostet allerdings Zeit und Geld und das sollte Hundehaltern auch
bewusst sein, wenn sie die Unterrichtskosten vergleichen und lieber einen
Hundetrainer wählen, der für zehn Euro pro Unterrichtseinheit und nebenbei
arbeitet.
Ausgebildet, zertifiziert und nach Methode: Das
Mentor-Syndrom
Viele Hundetrainer lassen sich bei ihren Vorbildern
ausbilden, arbeiten oft viele Monate oder Jahre für sie und machen sich dann
langsam selbständig oder arbeiten als Franchisenehmer ihrer ehemaligen Lehrer.
Positiv an diesem Ausbildungsweg ist der große Anteil an praktischer Arbeit mit
Hunden, leider kommt hier häufig die Theorie zu kurz und auch die Eignung der
Ausbilder ist nicht immer gegeben, auch wenn diese erfolgreich eine eigene
Hundeschule führen.
Die Ausbildung bei nur einem einzigen anderen Hundetrainer
ohne weitere Einflüsse durch Seminare und Praktika ist in vielen Fällen sehr
einseitig geprägt und bietet oft nicht mehr als die vermeintliche Sicherheit
durch einen werbewirksamen Namen. Auf diese Weise ausgebildete Hundetrainer
sollte man sich sehr genau ansehen und beurteilen, ob sie wirklich im Sinne des
Hundes und nicht nur im Sinne des großen Vorbilds arbeiten. Ein besserer
Nachweis der Qualifikation wären hier viele Praktika bei verschieden
Hundetrainern, so stellt man sicher, dass der angehende Hundetrainer
ausreichend Einblick in verschiedene Arbeitsweisen hatte und sich seine eigene
Meinung bilden konnte.
Jeder Hundetrainer sollte im Laufe der Jahre eine
Arbeitsweise entwickeln, die zu ihm passt. Das sture Verfolgen fremder Konzepte
zeugt weder von Flexibilität noch von sehr gutem Verständnis für Hunde oder dem
nötigen Selbstvertrauen für diesen Beruf. Kein Ausbilder ist unfehlbar und
jeder hat seine eigene Sichtweise, deshalb sollten angehende Trainer immer von
mehreren Ausbildern lernen und sich nicht einer einzigen Methode verschreiben
Was macht einen guten Hundetrainer aus?
Ein guter Hundetrainer lässt sich natürlich nicht allein an
der Art der Ausbildung und seinen Referenzen erkennen, auch wenn eine solide
Grundausbildung das erste Auswahlkriterium sein sollte. Regelmäßige
Fortbildungen zeugen von Kritikfähigkeit und dem Bestreben sich
weiterzuentwickeln, das ist also ein guter Anhaltspunkt. Wichtig ist auch, dass
der Hundetrainer eigene Ansichten vertritt, also individuell arbeitet und nicht
einfach nur fremden Methoden anhängt.
Einfühlungsvermögen und das nötige Geschick
im Umgang mit Mensch und Tier ist ebenfalls elementar, aber eher der
subjektiven Wahrnehmung des einzelnen Hundehalters unterworfen. Man sollte sich
respektiert und gut betreut fühlen, die Atmosphäre zwischen Trainer und Halter
sollte entspannt und freundlich sein, nur so kann die Zusammenarbeit auch
erfolgreich sein. Es gibt im Umgang und der Ausbildung von Hunden und ihren
Haltern auch keine Methode X, die als einzige optimal funktioniert. Maßgeblich
sind immer die Lerntheorien und die hat keiner der Methoden-Gurus neu erfunden.
Generell sollte man also kritisch sein und auch nach Alternativlösungen fragen.
Ein zu großes Unterrichtsangebot ein und desselben Trainers sollte ebenfalls
misstrauisch machen, denn das ist oft ein Zeichen für oberflächliches Training
und rein profitorientierte Arbeit. Niemand würde wohl auf die Idee kommen einem
Arzt zu vertrauen, der gleichzeitig als Zahnarzt, Chirurg, Psychiater und
Orthopäde praktiziert.
Die eigenen Hunde des Trainers können auch sehr
aufschlussreich sein. Laufen sie immer frei auf dem Übungsgelände herum und
stören den Unterricht oder sind sie immer weggesperrt ist das kein sehr gutes
Zeichen. Der Hundetrainer muss seine Hunde im Griff haben ohne dass sie
ängstlich wirken und sollte das, was er uns beibringen möchte auch selbst
umsetzen können.
Auf guten Hundeplätzen tummeln sich Hunde aller Rassen und
Größen, denn das zeigt dass der Trainer vielseitig und geschickt auf die
unterschiedlichen Hundetypen eingehen kann. Die besten Entscheidungshilfen sind
das eigene Bauchgefühl beim Kennenlerntermin, die Zufriedenheit anderer Kunden
und der Umgang und Ablauf während der Trainingsstunden. Hundehalter sollten
immer darauf bestehen sich eine Gruppenstunde unverbindlich und ohne eigenen
Hund ansehen zu dürfen, das bietet neben dem Einblick in die Unterrichtsmethode
auch die Möglichkeit sich mit anderen Kunden auszutauschen. Seien Sie kritisch,
stellen Sie fragen und vergleichen Sie fair und nicht nur nach Preis und Nähe
zum Wohnort-so finden Sie sicher einen kompetenten und engagierten Kollegen,
der Ihnen bei Ihren Problemen zur Seite stehen kann.
Licht ins Dunkel: Die Hundetrainerzertifizierung durch eine
Tierärztekammer
Zwischen all den Irrungen und Wirrungen entdecke ich auch
immer wieder ganz gute Konzepte und Bemühungen, die für unseren Beruf eine
große Chance sein könnten irgendwann als echter Ausbildungsberuf anerkannt zu
werden und die ein einheitliches Ausbildungssystem bewirken könnten.
Allerdings sind auch sie kritisch zu bewerten, wenn sie bestimmten Instituten Sonderstellungen einräumen.
Dr. med. vet. Pasquale Piturru von der Tierärztekammer
Schleswig-Holstein hat eine Sachkundeprüfung für Hundetrainer/innen in
Deutschland ins Leben gerufen, um Behörden und Hundehaltern einen einheitlichen
Maßstab für die Qualität von Hundetrainern an die Hand geben zu können. Dieser
Prüfung kann sich jeder Hundetrainer freiwillig unterziehen und erhält bei
Bestehen ein durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein erteiltes Zertifikat.
Es dient dem Nachweis professioneller, sachkundiger und tierschutzgerechter
Ausbildung von Hund-Halter-Gespannen. Dies ist der erste Schritt die Kompetenz
von Hundetrainern objektiv zu vergleichen und eine fundierte Grundausbildung in
allen wichtigen Fächern zu gewährleisten. Die Hundetrainer werden detailliert
und anspruchsvoll schriftlich, mündlich und praktisch von einem
Prüfungsausschuss beurteilt und das Zertifikat kann ausschließlich durch diese
Prüfung erteilt werden, ein berühmter Name hilft da gar nicht weiter.
Was diese
Prüfung für alle richtig wertvoll macht ist, dass keine Verbandszugehörigkeit,
keine spezielle Ausbildung oder Ähnliches Voraussetzung ist, woher das Wissen
stammt ist unerheblich, einzig die Leistung zählt. Nachdem das Projekt in
Schleswig-Holstein bereits etwa 200 bundesweit arbeitende zertifizierte
Hundetrainer hervorgebracht hat, beginnen auch andere Bundesländer
nachzuziehen.
Wünschenswert wäre hier eine bundesweite Regelung mit
gleichzeitigem Schutz einer Berufsbezeichnung. Im Interview erklärte mir Dr.
Piturru anschaulich seine Beweggründe: „Bis vor 100 Jahren durfte jeder Zähne
ziehen und man ging auf den Jahrmarkt und suchte dort jemanden, der das macht.
Heute ist der Beruf Zahnarzt geschützt und verlangt eine Ausbildung. Niemand
würde sich mehr auf einem Jahrmarkt behandeln lassen und ein ähnliches Ziel
verfolgen wir mit unserer Sachkundeprüfung für Hundetrainer.“
Der erste Schritt ist gemacht, jetzt liegt es an uns
Hundetrainern dieses Qualitätssiegel auch anzunehmen und an Ihnen als
Hundebesitzer durch kritisches Hinterfragen unserer Ausbildung die seriösen
Hundetrainer zu unterstützen.
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