Welpengruppen sind toll. Ich liebe Welpen. Welpenbesitzer
sind allerdings manchmal echt anstrengend. Welpengruppe ist immer samstags und
bereits am Dienstag kam eine Mail. „Hallo, würde gern mit unserem neuen Yorkie
zu Euch in die Welpengruppe. Sind da auch große Welpen?“ Ja, unsere Welpengruppe ist gemischt, es sind
viele verschiedene Rassen da, vom Zwergpinscher bis zum Bernhardiner. Ein
Alptraum für Kleinhundehalter, denn große Welpen fressen kleine. Immer.
Die Mama vom kleinen Frodo hat bis zur Welpengruppe noch
drei SMS geschickt und sogar zwei Stunden vorher nochmal persönlich angerufen
um zu fragen ob Frodo wirklich kommen sollte und ihm das nicht zu viel ist.
Nachdem ich das jetzt bereits viermal erklärt habe frage ich mich langsam ob es
nicht für mich zu viel wird.
Meine bunte Truppe trudelt also langsam auf dem Hundeplatz ein.
Es kommen Welpen zwischen acht Wochen und fünf Monaten-warum so eine Spanne? Es
ist wichtig, dass Hunde den Umgang miteinander lernen und auch im realen Leben
treffen sie in den seltensten Fällen nur auf Kumpels im eigenen Alter. Gut
gemanaged funktionieren solche Welpengruppen sehr gut. Ganz automatisch finden
die passenden Altersstufen und Temperamente zusammen. Durch die bunte Mischung
lernen die Großen vorsichtig mit Zwergen zu sein und die Kleinen lernen, dass
große Hunde nicht Godzilla sind.
Aber wo ist das Problem? Wenn ein Welpe mit 10 kg auf einen
Welpen mit 1 kg trifft fließt Blut. Aus Welpen werden plötzlich Bestien. So
konnte ich es selbst oft genug beobachten. Ein bisher lieber und ruhiger
Leonbergerwelpe galoppiert plötzlich wie wild geworden über den Hundeplatz, mit
weit aufgerissenen Augen, lautem Gebrüll und einem Zwergpinscher, der sich in
seinem Schwanz verbissen hat.
An diesem Samstag sehe ich schon von Weitem, dass zwei
meiner Hundemamas am Zaun stehen und nicht hineingehen-natürlich haben die
beiden ängstlich dreinschauenden Damen keinen Labi oder Schäferhundwelpen auf
dem Arm, sondern einen Yorkie und ein Dackelchen.
Ich bitte die Herrschaften herein und den Rest der Gruppe
ihre Bestien zunächst einzufangen und anzuleinen. Die Schweißausbrüche der
beiden Kleinhundemamas lassen etwas nach und sie setzen sich wie die anderen
sogar auf die Stufe der Hundeplatzterrasse. Die Zwerge aber noch immer fest in
den Armen.
Geduldig erkläre ich, dass große und kleine Welpen gut
miteinander auskommen können und wir sehr gut darauf achten, dass kein Welpe
gemobbt oder überfordert wird. Auch im wirklichen Leben müssen Groß- und
Kleinhunde miteinander auskommen und wenn sie das nicht lernen solange sie jung
sind wird es schwierig. Denn genau dann kläffen Kleinhunde aus Angst und sind
Großhunde mangels Erfahrung zu unsanft mit ihren kleineren Artgenossen.
Fragend sehen mich die beiden Damen an. An diesem Punkt gibt
es nach dem Aufstehen und tief Durchatmen exakt zwei Möglichkeiten: entweder
den eigenen Zwerg wie alle anderen ableinen, auf den Boden setzen und ihm die
Chance zu geben ein normales Sozialverhalten zu entwickeln- oder mit dem Zwerg
auf dem Arm gleich wieder nachhause gehen.
Genau darum bitte ich die Teilnehmer meiner Welpengruppe recht nachdrücklich. Das Schlimmste was man tun kann ist seinem Kleinhund durch
die eigene Angst zu vermitteln, dass große Hunde gefährlich sind. Also entweder
überwinden und dem Trainer vertrauen, oder nachhause gehen und dem Hund zumuten
sein Leben lang vor jedem großen Hund der seinen Weg kreuzt Angst zu haben.
Ich
bin seit 15 Jahren Hundetrainerin und haben schon unzählige Welpengruppen
abgehalten. Noch nie wurde ein Kleinhundwelpe dabei verletzt. Die Fälle, in
denen aber erwachsene Hunde verschiedener Größen sich schlimm verletzt haben,
weil sie nicht ausreichend sozialisiert waren kann ich schon gar nicht mehr
zählen. Daran sind Kleinhunde, die aus Angst toben und kläffen gleichermaßen
schuld wie Großhunde, die dann zu grob zuschnappen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen