Ich bin Pflegestelle. Ich habe privat mit der Hilfe von Freunden einen schönen großen Zwinger mit Auslauf finanziert und nehme Tierschutzhunde in Pflege. Auch von Frühjahr bis Herbst war ich auf der Suche nach einem Pflegehund-aber das ist gar nicht so leicht wie man denkt, bei all den Anzeigen und kläglichen Aufrufen zu den vielen gequälten Fellnasen, treuen Seelen und armen Pfötchen überall. Warum? Naja, das ist ein bißchen wie beim Zitronenfalter. Der faltet nämlich gar keine Zitronen. Und Tierschutzorganisationen bestehen auch oft aus 90 Prozent "Tier",10 Prozent "Schutz" und nur 5 Prozent "Organisation". Ich hab mich verrechnet? Macht nix, rechnen können die ganz oft auch nicht, denn sonst wären nicht so viele zahlungsunfähig.
Ein kleiner Exkurs in eigener Sache: Wer Infos zu meiner Arbeit im Tierschutz möchte, findet den Blog mit vielen Bildern zu meiner Pflegestelle hier: http://www.wutznews.de/ina-hildenbrand/ein-zwinger-f%C3%BCr-notfelle/. Ich nehme bis Ende Februar aktuell allerdings keine Hunde auf, da ich Ende Januar mein Baby erwarte. Für die Zeit ab Februar könnt Ihr gern konkrete Anfragen schicken. Aufnahmebedingungen und wichtige Infos dazu findet Ihr hier: http://www.wutznews.de/2012/12/17/trainingsplatz-frei/
"Mein Name ist Sandra, ich könnte eine Pflegestelle für einen großen, verträglichen Hund bieten. Abholung möglich. Bei Interesse bitte melden. sandra.tierlieb@bmx.de" -solche Anzeigen lese ich recht häufig und habe mir nie großartig Gedanken darüber gemacht. Warum auch, ist ja toll. In diesem Frühjahr habe ich selbst einige solcher Anzeigen verteilt, denn ich konnte absehen, dass ich meine drei derzeitigen Pflegehunde bald vermitteln würde und suchte einen Nachfolger. Ich rechnete mit einem Ansturm-aber es kam ganz anders.
Niemand meldete sich. Ich hatte in Foren, Facebookgruppen und Kleinanzeigenmärkten im Internet inseriert, auf etwa 15 konkrete Aufrufe direkt mit meinem Angebot geantwortet und auch Organisationen direkt kontaktiert. Angeblich ist alles immer gaaaanz dringend und geht um Leben und Tod, aber wirklichen Bedarf scheint keiner zu haben.
Anruf vor einigen Wochen: "Hallo, es geht sich um den Hund, den sie nehmen, ich bin die Besitzerin und wollte mal fragen wie Sie das so machen.", quasselt es sofort los. Ich sitze verdutzt vor meinem Wäschekorb, sage nichts und denke angestrengt nach. Ich weiß nicht wovon die Dame spricht und das sage ich ihr schließlich auch. "Na wegen dem Hasso, der Herr Dings hat das doch mit Ihnen abgeklärt, dass der zu Ihnen kommt.", versucht Sie mir auf die Sprünge zu helfen. Ah, es klingelt. Der Herr Dings, ja. Dem hatte ich vor Wochen auf einen gaaaaaaanz dringenden Aufruf geantwortet und eine Pflegestelle angeboten. Er hat nie geantwortet. Daraufhin habe ich einen seiner Kollegen ausfindig gemacht und mit ihm gesprochen, er wollte Rücksprache halten uns sich am Abend wieder melden, auch das war nix. Dafür wurde anscheinend der Hasso-Mama gesagt ich nehme ihren Hund auf. Alles ein Mißverständnis, hinterher lange Erklärungen. Hat mich sehr gefreut, aber leider kommt es einfach so oft vor.
Nächster Fall. Dringendst Pflegestelle gesucht, Herrchen im Krankenhaus, Hund muss weg, da riesig und nur Schrebergarten gewöhnt. Wieder schreibe ich sofort und biete der betreuenden Orga Hilfe an. Sicherheitshalber an alle drei der angegebenen Kontaktadressen. Keine Antwort. Ich denke ok, haben sie ihn sicher schon unter. Drei Wochen später der herzzerreißende Bericht der Orga, dass der arme jetzt ins Tierheim musste, weil man keine Pflegestelle finden konnte.
Nächster Fall: Wieder hatte ich auf eine dringende Suche nach einer Pflegestelle reagiert. Anzeige datiert auf heute. Antwort am nächsten Tag: "Sehr geehrte Frau Hildenbrand, leider existiert unser Verein aufgrund finanzieller Probleme nicht mehr."
Nächster Fall. Ich schreibe eine Orga direkt einfach an, auf deren Seiten mir eine nette Hundeoma mit bissiger Vorgeschichte aufgefallen ist. Ein unvermittelbares Rentnerpärchen oder ein einzelner Rentner zu im Gnadenbrot zu betreuen wäre eine schöne und gut machbare Aufgabe während meiner Schwangerschaft und in der ersten Babyzeit. Auch für Alternativen zu dieser alten DSH Hündin biete ich mich an. Antwort: Zunächst gar keine. Nach 4 Wochen: "Nein Danke, der Hund ist bissig und geht zurück nach Spanien."
Wie schön einfach das doch ist, fast wie bei Amazon.
Nächster Fall: (Vorinfo: Ich bin seit 15 Jahren Hundetrainerin, halte seit 11 Jahren einen Saarloos Wolfshund und hatte als letzte Pflegehunde einen Tschechischen Wolfshund und drei Malamutes) Anzeige: "Dringend PS für einen Wolfshund-Mix gesucht, sehr sehr dringend, muss aus persönlichen Gründen bis Freitag weg sein." Die persönlichen Gründe der Möchtegernwolfshundehalter sind zu 90%, dass die Tiere nicht allein bleiben können und die komplette Wohnung zerstören. So war es auch hier. Ich melde mich sofort. Antwort: "Danke nein, der Hund sucht jemanden mit Erfahrung. Außerdem soll er nicht in den Zwinger und zahlen wollen wir auch nichts dafür."
Seit April bin ich nun auf der Suche nach einer Organisation, die zuverlässig ist, die die Hunde impfen lässt, auch ansprechbar ist und bereit ist diese lächerlichen 100 Euro in die Tierschutzkasse zu werfen, für die der Hund bleiben kann, solange er möchte. Davon finanziere ich alle Reparaturen, und Hackschnitzel für den Auslauf. Futter und Zubehör finanziere ich über Spenden, tägliches Training mache ich kostenlos, Tierarzt und Haftpflicht sind Sache der Organisation.
Ach ja, ein Hund, der kommen sollte wurde über Wochen immer wieder hinausgeschoben, schließlich meldete sich auch diese Orga nie wieder. Liebe Orgas. Bevor Ihr tonnenweise Hunde ins Internet setzt, Pflegestellen und neue Besitzer, Spender und Flugpaten sucht:
SUCHT EUCH ALS ERSTES EINE EHEMALIGE CHEFSEKRETÄRIN MIT ORGANISATIONSTALENT, ZEIT UND AHNUNG VON BUCHHALTUNG UND KORRESPONDENZ!
Dann hättet Ihr sicher genug Geld um Eure Tierärzte, Versicherungen und Pensionen zu bezahlen und mehr als genug Pflegestellen und Fahrer, die gern mit Euch zusammenarbeiten würden.
Letzter Fall: Da ich es gewagt habe öffentlich zu kritisieren, bin ich aus einigen Gruppen ausgeschlossen worden, bekomme dafür aber jetzt selbst dauernd Mails, in denen MIR Hundefreunde Pflegestellen anbieten, da sie anscheinend denken ich gehöre zu einem der Vereine, in denen ich meine Meinung geäußert habe. Hier die beste:
"Hallo, ich biete Ihnen nun schon zum xten Mal meine Hilfe als Pflegestelle an. Jetzt lese ich der betreffende Hund musste zurückgeschickt werden. Warum melden Sie sich denn nie und wer ist bei Ihnen überhaupt verantwortlich??"
Hallo Ina,
AntwortenLöschenmagst Du Doggen? Wenn ja, melde dich bei www.notdogge.de, biete deine Pflegestelle an, fülle das Formular auf der Webseite aus. Beate Vogel wird dich dann kontaktieren. Wenn alles positiv ausfällt, machen wir eine Vorkontrolle Vorort bei dir. Wenn das OK ist, bekommst Du eine Pflegedogge, um die Vermittlung kümmern wir uns. Du bekommst 70 Euro pro Monat für den Unterhalt des Hundes. Training, Tierarzt-kosten übernimmt Notdogge auch, der Hund ist versichert sobald wir ihn übernehmen (Haftpflicht und Krankenversicherung). Wir sind sehr gut organisiert und professionell. Wir machen auch immer einen Pflegevertrag in welchem alle Pflichten und Rechte der Pflegestelle sowie von Notdogge klar spezifiziert sind. Wenn wir den Hund vermitteln, und Leute besuchen den Hund bei dir, verlassen wir uns mit auf deine Beurteilung ob das für eine Endstelle passt. Alle unsere Endplaetze werden per Vor- und Nachkontrolle ueberprueft und wir sind ein Hundeleben da für unsere Nothunde. Sollte eine Endstelle den Hund nicht behalten können oder wollen kommt er zu uns zurück. Schau bei uns vorbei, wir können qualifizierte Pflegestellen immer gebrauchen.
Liebe Grüsse Jeannette Brown
Liebe Jeanette,
AntwortenLöschenvielen Dank für die tolle Info, ich werde mich informieren!
Liebe Grüße,
Ina