Freitag, 2. August 2013

Aus dem Tagebuch eines Hundetrainers: Mein Auftritt als (Hunde-)Nanny

Als Hundetrainerin habe ich so einiges erlebt, aber am besten bleiben einem doch immer die verrücktesten Kunden im Gedächtnis. Es war das Jahr 2005 und die Tiernanny tobte sich gerade bei Vox aus, gleichzeitig lief die Super Nanny und beide bildeten aus meiner Sicht eine unheilige Allianz in den Köpfen meiner lieben Kunden.

Eines schönen Tages rief mich Frau Laberle, eine nette, ältere Dame an und bat um Hilfe. Sie hätte einen Hund und deshalb riefe sie an. Weil der Berti halt nix versteht. Zwecks dem Bellen und dem Gassi und zwecks der Couch, da gäbe es immer Probleme. Das macht er halt alles nicht so richtig mit. Und sie könnte ja auch nicht mehr so wie sie wollte, ob ich da nicht einmal kommen könnte.

Wir vereinbarten einen Termin am Wochenende, weil da der Berti eh auch immer ruhiger wär, das würd sicher besser klappen als unter der Woche. Man hört als Hundetrainer auch irgendwann auf diese Fragezeichen, die man über dem Kopf schweben hat auch in Worte zu fassen, es bringt ja meist nix. Da käm er mehr raus vor die Tür als unter der Woche, sonst wär er so überdreht und dann würd man eh nix bei ihm erreichen. Nun gut, so soll es sein.

Am darauf folgenden Samstag in der kleinen Arbeitersiedlung mit ihren Hexenhäuschen angekommen war das richtige schnell gefunden. Hinter dem Jägerzaun kniete Frau Laberle in Kittelschurz und Gummiklogs im Tulpenbeet und jätete Unkraut. Nur wenige Meter neben ihr schlief zusammengerollt auf einem Gartenstuhl ein strubbeliger Dackelmischling.

„Ja sie ist es schon, sie ist wegen dem Hund da, gell?“, rief Frau Laberle mir entgegen und ich drehte mich unwillkürlich nach einem weiteren Besucher hinter mir um. Mein mehrjähriger Auslandsaufenthalt im Münsterland hatte mich diese Eigenart, fremde Menschen in der dritten Person anzureden, vergessen lassen…

Frau Laberle ignorierte meine verwirrten Blick und winkte mich herein. Mit dem Betreten des Gartens hatte ich auch sofort einen neuen Freund. Berti kam herangetrabt, begrüßte mich freundlich und warf sich mir sofort wild wedelnd zu Füßen.

„Sie trinkt bestimmt einen Kaffee mit uns.“, stellte unterdessen Frau Laberle fest und wir gingen ins Haus. In der Küche angekommen musterte die alte Dame mich eingehend. „Wenig Zeug hat sie dabei, da ist bestimmt noch was im Auto, oder braucht sie gar so wenig?“ Ich erklärte Frau Laberle, dass wir heute zunächst ein Kundenstammblatt ausfüllen, die Probleme besprechen, uns Berti zusammen anschauen und einen Plan für die nächste Woche machen.

Da guckte sie wesentlich zufriedener von der Kaffeemaschine auf und fragte nur noch: „Mit einer Woche ist das, meint sie, geschehen?“ Nein, das meinte ich nicht und antwortete ihr, dass man in der Regel schon einige Wochen braucht, wenn es wirklich Probleme gibt. Frau Laberle stellte uns zwei Eimer Kaffee auf die Wachstischdecke und hatte sich gerade gesetzt, als die Tür aufging.

„Servus, was gräbt denn der Bubi allein draußen das Tulpenbeet um?“, brummte der etwa 50jährige Mann im Blaumann und ohne etwas darunter, als er die Küche betritt. Er glotzt. Ich stutze. Frau Laberle seufzt und klärt uns beide auf. „Jetzt hab ich noch gar nicht mit ihr reden können-so früh kommt er sonst nie aus dem Garten rein.“ Mit Blick auf ihren Sohn nickt sie in meine Richtung:“Berti, das ist diese Nanny, wie die im Fernseh, wegen Dir und dem Hund, sie meint sie würd schon ein paar Wochen mit Euch brauchen und ihr Zeug hat sie noch im Auto.“


Zwecks der Schnappatmung, die sich bei mir eingestellt hat kann ich auch gar nichts verwertbares entgegnen, als sie sich jetzt an mich wendet: „Gell, das ist mein Sohn der Herbert, der holt mit ihr gleich das Zeug aus dem Auto und trägts rauf, ihr Zimmer ist ja im Obergeschoß.“ Mit einem Blinzeln fügt sie noch hinzu: „Sie kann sich mit dem Hund und dem Berti ruhig Zeit lassen, so wie er grad schaut find er sie patent und das Zimmer steht ja eh leer.“

Nur eines: ich bin nicht über Nacht geblieben...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen