Als Hundetrainerin
habe ich so einiges erlebt, aber am besten bleiben einem doch immer die verrücktesten
Kunden im Gedächtnis. Es war das Jahr 2005 und die Tiernanny tobte sich gerade
bei Vox aus, gleichzeitig lief die Super Nanny und beide bildeten aus meiner
Sicht eine unheilige Allianz in den Köpfen meiner lieben Kunden.
Eines schönen Tages rief mich Frau Laberle, eine nette,
ältere Dame an und bat um Hilfe. Sie hätte einen Hund und deshalb riefe sie an.
Weil der Berti halt nix versteht. Zwecks dem Bellen und dem Gassi und zwecks
der Couch, da gäbe es immer Probleme. Das macht er halt alles nicht so richtig
mit. Und sie könnte ja auch nicht mehr so wie sie wollte, ob ich da nicht
einmal kommen könnte.
Wir vereinbarten einen Termin am Wochenende, weil da der
Berti eh auch immer ruhiger wär, das würd sicher besser klappen als unter der
Woche. Man hört als Hundetrainer auch irgendwann auf diese Fragezeichen, die
man über dem Kopf schweben hat auch in Worte zu fassen, es bringt ja meist nix.
Da käm er mehr raus vor die Tür als unter der Woche, sonst wär er so überdreht
und dann würd man eh nix bei ihm erreichen. Nun gut, so soll es sein.
Am darauf folgenden Samstag in der kleinen Arbeitersiedlung
mit ihren Hexenhäuschen angekommen war das richtige schnell gefunden. Hinter
dem Jägerzaun kniete Frau Laberle in Kittelschurz und Gummiklogs im Tulpenbeet
und jätete Unkraut. Nur wenige Meter neben ihr schlief zusammengerollt auf
einem Gartenstuhl ein strubbeliger Dackelmischling.
„Ja sie ist es schon, sie ist wegen dem Hund da, gell?“,
rief Frau Laberle mir entgegen und ich drehte mich unwillkürlich nach einem
weiteren Besucher hinter mir um. Mein mehrjähriger Auslandsaufenthalt im
Münsterland hatte mich diese Eigenart, fremde Menschen in der dritten Person
anzureden, vergessen lassen…
Frau Laberle ignorierte meine verwirrten Blick und winkte
mich herein. Mit dem Betreten des Gartens hatte ich auch sofort einen neuen
Freund. Berti kam herangetrabt, begrüßte mich freundlich und warf sich mir sofort
wild wedelnd zu Füßen.
„Sie trinkt bestimmt einen Kaffee mit uns.“, stellte
unterdessen Frau Laberle fest und wir gingen ins Haus. In der Küche angekommen
musterte die alte Dame mich eingehend. „Wenig Zeug hat sie dabei, da ist
bestimmt noch was im Auto, oder braucht sie gar so wenig?“ Ich erklärte Frau
Laberle, dass wir heute zunächst ein Kundenstammblatt ausfüllen, die Probleme
besprechen, uns Berti zusammen anschauen und einen Plan für die nächste Woche
machen.
Da guckte sie wesentlich zufriedener von der Kaffeemaschine
auf und fragte nur noch: „Mit einer Woche ist das, meint sie, geschehen?“ Nein,
das meinte ich nicht und antwortete ihr, dass man in der Regel schon einige
Wochen braucht, wenn es wirklich Probleme gibt. Frau Laberle stellte uns zwei
Eimer Kaffee auf die Wachstischdecke und hatte sich gerade gesetzt, als die Tür
aufging.
„Servus, was gräbt denn der Bubi allein draußen das
Tulpenbeet um?“, brummte der etwa 50jährige Mann im Blaumann und ohne etwas
darunter, als er die Küche betritt. Er glotzt. Ich stutze. Frau Laberle seufzt
und klärt uns beide auf. „Jetzt hab ich noch gar nicht mit ihr reden können-so
früh kommt er sonst nie aus dem Garten rein.“ Mit Blick auf ihren Sohn nickt
sie in meine Richtung:“Berti, das ist diese Nanny, wie die im Fernseh, wegen
Dir und dem Hund, sie meint sie würd schon ein paar Wochen mit Euch brauchen
und ihr Zeug hat sie noch im Auto.“
Zwecks der Schnappatmung, die sich bei mir eingestellt hat
kann ich auch gar nichts verwertbares entgegnen, als sie sich jetzt an mich
wendet: „Gell, das ist mein Sohn der Herbert, der holt mit ihr gleich das Zeug
aus dem Auto und trägts rauf, ihr Zimmer ist ja im Obergeschoß.“ Mit einem
Blinzeln fügt sie noch hinzu: „Sie kann sich mit dem Hund und dem Berti ruhig
Zeit lassen, so wie er grad schaut find er sie patent und das Zimmer steht ja
eh leer.“
Nur eines: ich bin nicht über Nacht geblieben...
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