Ich sage Ihnen, was Ihr Tier denkt, alle Infos sind garantiert
völlig umsonst-kosten tut das Ganze allerdings einiges. Schicken Sie mir nur
ein Foto oder ein Haar. Ihr Tier ist krank? Ich helfe Ihnen herauszufinden was mir
weh tut. Sie möchten wissen wie es sich fühlt, was es über Sie denkt? Ich kann
es Ihnen auch nicht sagen, ich erzähle Ihnen nur woran ich selbst glaube.
Andere glauben an den Weihnachtsmann.
Ich stelle mir gerade vor, wie ich als Hundetrainer getestet
werde. Ich hab so etwas Ähnliches mal in einer
Reiterzeitschrift gesehen. Da kommt ein Tester und bewertet die
Fähigkeiten des Trainers. Ich würde das gern machen, so als Tester. Ich würde
mich aber auch testen lassen- egal wer da kommt.
Wenn bei mir als Hundetrainer ein Tester aufschlägt, der mir
erzählt er hätte eine ruhige und liebe Westihündin und er würde gern wissen ob
sie gerne einmal Welpen hätte und deshalb oft so launisch wäre, dann könnte ich ihm helfen. Es wäre definitiv nicht
möglich, dass mir jemand stattdessen einen beuteaggressiven Jack Russel
Terrierrüden oder einen Zopfpullover auftischt. Denn ich möchte den Hund sehen
und beurteile anhand aller Infos, die ich wahrnehmen kann.
In diesem Statement geht es nicht darum, woran ich glaube oder
woran Sie als Leser glauben. Es geht einfach nur um Verantwortung. Ich trage als
Trainer die Verantwortung dafür, jedes Tier und jeden Menschen bestmöglich zu
beurteilen und ihnen dementsprechend zu helfen. Zeugt es allen Ernstes von
Kompetenz dabei das Tier und seine reale
Anwesenheit außen vor zu lassen?
Es wäre grandios, hätte ich zusätzlich zu meinen Fähigkeiten Hunde nach ihrem Aussehen,
ihrem Verhalten und der Interaktion mit ihrer Umwelt zu beurteilen auch noch
die Fähigkeit telepathisch mit ihnen zu kommunizieren! Das wäre der Wahnsinn,
ich kann es nur leider nicht. Könnte ich es, würde ich aber dennoch gern ein
direktes Gegenüber haben- einfach nur um Fehler auszuschließen, auf beiden
Seiten. Oder um nicht angelogen zu werden.
Ich bin mir sicher, dass mich ein überzeugt hypersexuell
veranlagter Rüde anlügen würde, wenn Frauchen wissen wollte, ob es ihm nach
einer Kastration eventuell besser ginge. Tierkommunikatoren verlangen in der
Regel ein Foto, auf dem die Augen des Tieres zu erkennen sind. JPG-das kann das
Telepathieprogramm anscheinend besser lesen.
Ich will kein Foto. Und Hundehaare habe ich zuhause selbst
genug. Aber was kann so ein Tierkommunikator eigentlich alles? Vielleicht bin
ich nur neidisch, weil ich das als einfacher Hundetrainer nicht kann. Ja, das wird’s
sein. Diese Tiertelepathen können Schmerzen lokalisieren, Scheidungshunden
helfen und-das finde ich am besten überhaupt: sie können mit verstorbenen
Tieren reden.
Einige Zitate von verschiedenen Websites besagen, dass die
Arbeit mit den Tieren „scheidungsvorbereitend“ sein könne, „vermisste Tiere
auffinden“ ermögliche und
neben Wünschen auch das Befinden des Tieres feststellen könne. Aussagen wie „nach dem
Tode können wir mit dem Tier
Kontakt aufnehmen, um zu erfahren, ob es im geistigen Reich gut angekommen ist.“
Lassen mich allerdings aufhorchen.
Da
sitzt irgendwo ein verdammtes Genie, das sich lieber mit toten Hunden
unterhält, anstatt verstorbene Piraten nach ihren Schätzen auszufragen und
Millionär zu werden?? Ach ja, die reden sicher nur wieder, wenn man als
Kommunikator Gutes tun will, nicht nur an der eigenen Bereicherung interessiert
ist- 10 Fragen an den toten Hund kosten übrigens bereits auf der ersten Website
70 Euro.
Also gut, dann eben mit ner Live-Übertragung zu
Einstein online gehen und die Welt mit seinen genialen Ideen vor dem Untergang
retten? Auch nicht. Wenn man eben nur für die Tiere da ist und das Dinge wie
den Hunger der Welt unwichtig macht, muss ich das akzeptieren.
Trotzdem bin ich sehr erfreut, dass doch auch ein sehr
großes Verantwortungsbewusstsein in dieser Berufssparte existiert, wenigstens
dann, wenn es um den Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte der Hunde,
Kanaris und anderer „beseelter Wesen“, wie etwa Weberknechte geht: „ Wir stellen grundsätzlich nur eine Verbindung zu
Tieren her, zu denen Sie direkt in Verbindung stehen (sorgeberechtigt sind).“ An
anderer Stelle heißt es: „Tiere antworten am liebsten auf konkret gestellte
Fragen. Aber bitte respektieren Sie, dass Tiere nicht immer auf jede Frage
antworten möchten. Auch Tiere haben ein Recht auf Ihre Geheimnisse.“
Ohnehin seinen folgende Infos vorab notwendig: „Den Namen des Tieres, das Geschlecht, das Alter (wenn
bekannt) und wie lange ihr Tier schon bei Ihnen ist. Es ist wichtig, dass Sie
uns über Verhaltens-, oder Gesundheitsprobleme informieren.“
Wenn das Tier nicht einmal seinen Namen rausrückt oder ob es Männlein
oder Weiblein ist, wie übermittelt es dann komplexe Sachverhalte, wie die
chronische Gastritis, die bei meinem Zopfpullover diagnostiziert wurde?
Das Geschäft scheint gut zu gehen, vor allem das mit
den Gefühlen der Hundebesitzer. Laut Leistungsangebot einer weiteren Website können
wir Fragen stellen wie:
„Ist mein geliebtes Tier gut angekommen im Regenbogenland? Geht es ihm
gut? Wie sieht es dort aus im Regenbogenland?“ Jeder möchte sein geliebtes Tier
glücklich wissen, ob tot oder lebendig- aber derart Profit aus etwas schlagen,
das nachweislich und sogar nach eigenen Aussagen der Tierkommunikatoren nicht
funktioniert?
„Da sich das Ganze in Dir abspielt, ist es manchmal nicht leicht zu
unterscheiden, welche Infos von Dir und welche vom Tier kommen.“, sagt da
jemand mit einem „Basiskurs“. Da frage ich vorsichtshalber gar nicht mehr, ob
man als Tierkommunikator sich selbst nicht von Kunstfaser unterscheiden kann. Weiter
könne das eigene Befinden als das des Tieres interpretiert werden-bei zu wenig
Erfahrung. Kann immer mal passieren. Falscher Kanal oder so vielleicht.
Was hat es also mit meinem Zopfpulli auf sich? Wenn man „Haarproben“ von
einem Zopfpulli aus Kunstfaser verschickt bekommt man unter Umständen wirklich
überirdische Infos. Mein Zopfpulli könnte chronische Gastritis haben, scheinträchtig
sein, mit meiner Partnerschaft nicht klar kommen, sein Futter nicht mögen und
vielleicht plant er sogar wegzulaufen. Jedenfalls will er mich sicher nicht
traurig machen, sondern er fühlt sich nur nicht gut, alles möchte er aber
sicher bei diesem ersten Gespräch nicht erzählen. Infos zur „Haarprobe“ waren: „Wie
gewünscht anbei die Probe. Farbe grau-braun, rauh, 60 cm hoch, Herkunft
unbekannt, männlich, unter einem Jahr alt.“ Alles nicht gelogen, denn es heißt
DER Zopfpulli und er stammte aus der aktuellen Herbstkollektion.
Erklärungen?
Ich lasse mich gern belehren. Traut sich jemand ernsthaft zu, mir
öffentlich für den Blog einige Hunde per Foto oder Haarprobe zu beurteilen? Die
zu beantwortenden Fragen wären: Name, Alter, Geschlecht, ob kastriert, offensichtliche
körperliche Gebrechen, frisst der Hund rohen Apfel, wie sein Verhalten
gegenüber anderen Hunden ist, wie es dem Hund gerade geht, ob er fremde Menschen
mag, welche Beziehung er zu seinen Besitzern hat. All diese Dinge kann ich als
Hundetrainer leicht durch einfache verbale Kommunikation oder Beobachtung in
Erfahrung bringen.
Wenn mir jemand eine Million bieten würde- eine Million dafür, dass ich
mein Können als Hundetrainer unter Beweis stelle, ich wäre schneller bei ihm
als eine Haarprobe zu Boden segeln könnte. Ich würd ihm alles vormachen, was
ich den Kunden täglich verspreche. Leinenführigkeit, Aggressionstraining, Apportieren, Angsttherapie, Abruf, einfach
alles. Leider bietet dafür niemand eine Million. Aber Ihr, liebe Tierkommunikatoren
habt die Chance! Startet durch und werdet reich: http://www.randi.org/site/index.php/1m-challenge/challenge-application.html
Und berichtet mir, ich würde mich sehr freuen!
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