Donnerstag, 22. August 2013

Der Yogakrempler Teil 2

Man muss als Hundetrainer immer sehr sorgfältig darüber nachdenken, welche Erziehungstipps und andere Kniffe man vor seinen Kunden preisgibt und welche nicht. Schon allein um die Bausubstanz zu schützen. Im ersten Teil der Geschichte hatte ich Cora ja auf Grund ihres unkooperativen Verhaltens und ihres nicht zu ertragenden Körpergeruchs mit Hilfe des garantiert biologisch abbaubaren Gartenschlauchs von Schuhmachers aus meinem Kastenwagen gespült und damit jegliches Knurren und Fletschen des verdutzten Hundes unterbunden…

Die Geschichte fand ihre Fortsetzung in einem Anruf des Yogakremplers (des Herrchens von Cora), viele, viele Monate später. „Hallo, hier ist Schuhmacher, der Papa von der Cora, Sie wissen schon, die Ihr Auto so eingestunken hat im Sommer.“, meldet sich bedrückt und mit deutlich hörbarem schlechten Gewissen der verschollene Yogakrempler, der schon längst einmal weitere Trainingstermine vereinbart haben wollte. „Ja wissen Sie, bisher hat alles wirklich toll geklappt, dank Ihrer Hilfe, Cora hat sich sehr gebessert- nur jetzt wird es langsam zu kalt…“

Ich hatte ja bereits vor langer Zeit die Regel aufgestellt einfach nicht zu fragen, stattdessen machte ich einen Termin für Freitag. Grübeln musste ich aber trotzdem- zu kalt wofür? Barfußklangschalentanz? Leinenhosen? Gassigehen? Na, es würde sich schon herausstellen. Es stellt sich immer irgendwann heraus. Zum Termin fuhr ich gespannt, parkte diesmal direkt vor der Garage und ließ Türen und Fenster am Auto fest geschlossen.

Auf dem Weg zur Haustür fiel ich fast über den Gartenschlauch, der über den gepflasterten Weg durch ein gekipptes Fenster neben der Haustür gezogen war. Ich begann etwas zu ahnen. Etwas Schreckliches. Hinter der Tür hörte ich Cora zuerst lostoben, nach einem zischenden Geräusch verstummte sie aber sofort und die Tür öffnete sich. Als Cora mich sah begann sie sofort wieder zu bellen und bevor mein Gehirn eine Meldung an mein Mundwerk machen konnte war ich auch schon nass. Vor mir stand der Yogakrempler, mit nassen Füßen und Gartenschlauch, aber stolz geschwellter Brust.

„Der Wahnsinn, oder??“, rief er mir freudig entgegen. „In der Tat.“, lächelte ich ihn mitleidig an und wischte mir sinnloserweise das Wasser von Pulli und Hose.  „Kommen Sie ruhig herein, ich muss mir nur eben die Füße abtrocknen, sonst werde ich wieder krank, es ist ja schon sehr kalt. Im Sommer war die Methode ja kein Problem, aber langsam brauchen wir wirklich eine neue Lösung.“, entschuldigt er sich, lehnt sich an einen Heizkörper im Wohnraum, an dem mehrere Handtücher hängen und trocknet sich die nackten Füße.

Da steht ein studierter Mann Mitte vierzig vor mir, in einer Leinenhose, die mittlerweile nur noch aus Krempeln besteht, mit nassen Füßen und Triefnase und einem Hund, der vermutlich seit Juni nicht mehr durchtrocknen konnte. Wir haben übrigens Anfang November. Ich sehe mich um. Der Holzfußboden ist mit Wasserflecken übersät,  im Flur neben der Tür ist die Tapete wellig und löst sich an der Fußleiste bereits ab. Auch die Wand um den Napf herum wirkt zwar äußerst sauber, aber der Putzt dennoch schon sehr mitgenommen.

Zusätzlich zu Klangschalen haben sich Klang-Putzeimer und Wischlappen in die Wohnräume gesellt und im Hundekorb befindet sich keine Tagesdecke mit Elefantenmotiven mehr, sondern passenderweise ein Badetuch. Momente wie dieser ließen sich mir immer und immer wieder in meiner Laufbahn die Frage stellen, wann man als Hundetrainer das Recht hat den Kopf eines Kunden rhythmisch auf eine Tischplatte zu schlagen und bis zu welchem Punkt man seinen Kopf dafür verwenden muss.


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