Man muss als Hundetrainer immer sehr sorgfältig darüber
nachdenken, welche Erziehungstipps und andere Kniffe man vor seinen Kunden
preisgibt und welche nicht. Schon allein um die Bausubstanz zu schützen. Im
ersten Teil der Geschichte hatte ich Cora ja auf Grund ihres unkooperativen
Verhaltens und ihres nicht zu ertragenden Körpergeruchs mit Hilfe des garantiert
biologisch abbaubaren Gartenschlauchs von Schuhmachers aus meinem Kastenwagen
gespült und damit jegliches Knurren und Fletschen des verdutzten Hundes
unterbunden…
Die Geschichte fand ihre Fortsetzung in einem Anruf des Yogakremplers
(des Herrchens von Cora), viele, viele Monate später. „Hallo, hier ist
Schuhmacher, der Papa von der Cora, Sie wissen schon, die Ihr Auto so
eingestunken hat im Sommer.“, meldet sich bedrückt und mit deutlich hörbarem
schlechten Gewissen der verschollene Yogakrempler, der schon längst einmal
weitere Trainingstermine vereinbart haben wollte. „Ja wissen Sie, bisher hat
alles wirklich toll geklappt, dank Ihrer Hilfe, Cora hat sich sehr gebessert-
nur jetzt wird es langsam zu kalt…“
Ich hatte ja bereits vor langer Zeit die Regel aufgestellt
einfach nicht zu fragen, stattdessen machte ich einen Termin für Freitag.
Grübeln musste ich aber trotzdem- zu kalt wofür? Barfußklangschalentanz?
Leinenhosen? Gassigehen? Na, es würde sich schon herausstellen. Es stellt sich
immer irgendwann heraus. Zum Termin fuhr ich gespannt, parkte diesmal direkt
vor der Garage und ließ Türen und Fenster am Auto fest geschlossen.
Auf dem Weg zur Haustür fiel ich fast über den
Gartenschlauch, der über den gepflasterten Weg durch ein gekipptes Fenster
neben der Haustür gezogen war. Ich begann etwas zu ahnen. Etwas Schreckliches. Hinter
der Tür hörte ich Cora zuerst lostoben, nach einem zischenden Geräusch verstummte
sie aber sofort und die Tür öffnete sich. Als Cora mich sah begann sie sofort
wieder zu bellen und bevor mein Gehirn eine Meldung an mein Mundwerk machen
konnte war ich auch schon nass. Vor mir stand der Yogakrempler, mit nassen
Füßen und Gartenschlauch, aber stolz geschwellter Brust.
„Der Wahnsinn, oder??“, rief er mir freudig entgegen. „In
der Tat.“, lächelte ich ihn mitleidig an und wischte mir sinnloserweise das
Wasser von Pulli und Hose. „Kommen Sie
ruhig herein, ich muss mir nur eben die Füße abtrocknen, sonst werde ich wieder
krank, es ist ja schon sehr kalt. Im Sommer war die Methode ja kein Problem,
aber langsam brauchen wir wirklich eine neue Lösung.“, entschuldigt er sich,
lehnt sich an einen Heizkörper im Wohnraum, an dem mehrere Handtücher hängen
und trocknet sich die nackten Füße.
Da steht ein studierter Mann Mitte vierzig vor mir, in einer
Leinenhose, die mittlerweile nur noch aus Krempeln besteht, mit nassen Füßen
und Triefnase und einem Hund, der vermutlich seit Juni nicht mehr durchtrocknen
konnte. Wir haben übrigens Anfang November. Ich sehe mich um. Der Holzfußboden
ist mit Wasserflecken übersät, im Flur
neben der Tür ist die Tapete wellig und löst sich an der Fußleiste bereits ab.
Auch die Wand um den Napf herum wirkt zwar äußerst sauber, aber der Putzt
dennoch schon sehr mitgenommen.
Zusätzlich zu Klangschalen haben sich Klang-Putzeimer und
Wischlappen in die Wohnräume gesellt und im Hundekorb befindet sich keine
Tagesdecke mit Elefantenmotiven mehr, sondern passenderweise ein Badetuch.
Momente wie dieser ließen sich mir immer und immer wieder in meiner Laufbahn
die Frage stellen, wann man als Hundetrainer das Recht hat den Kopf eines
Kunden rhythmisch auf eine Tischplatte zu schlagen und bis zu welchem Punkt man
seinen Kopf dafür verwenden muss.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen